Rabbiner Ernst Steckelmacher

Rabbiner Dr. Ernst Steckelmacher und seine Frau Wera

Rabbiner Dr. Ernst Steckelmacher lebte von 1881 bis 1943

 

Er war der älteste von drei Söhnen des aus Mähren stammenden und von 1879/80 bis 1920 in Mannheim wirkenden Rabbiners Moritz Steckelmacher. Nach einem Studium der Philosophie und der Rabbinerausbildung übernahm Ernst Streckelmacher 1910 das Amt des Distrikts-Rabbiners von Bad Dürkheim und Frankenthal, das er bis 1940 ausübte.

 

Ernst Steckelmacher heiratete Wera Weil, geboren am 3. Juli 1894 in Ellwangen. Die Tochter Charlotte wurde am 9. Oktober 1917 und der Sohn Walter am 25. Juli 1922 beide in Mannheim geboren.

 

1935 zog er mit seiner Familie nach Ludwigshafen und wohnte in der Lisztstraße 115. Einerseits lebten in Ludwigshafen inzwischen die meisten Juden. Außerdem hatte ein prominenter Bürger aus Bad Dürkheim, Steckelmachers Nachbar, ihn ständig verfolgt und verleumdet.

 

Ernst Steckelmacher war nach der "Reichskristallnacht" vom 12. November bis 17. Dezember 1938 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert.

 

Zuletzt wohnte die Familie in der Bismarckstraße 54.

 

Das Ehepaar Steckelmacher wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Beide kamen am 20. März 1941 von Gurs nach Récébédou, von dort am 1. Oktober 1942 nach Noé.

 

Am 20. Feburar 1943 kam Ernst Steckelmacher wieder nach Gurs, angeblich, weil er es so wollte. Wenige Tage später, am 3. März 1943, wurde er nach Drancy transportiert und von dort am 6. März 1943 mit dem Transport Nr. 51 nach Majdanek.

 

Wera Steckelmacher kam am 27. Oktober 1943 von Noé nach Villeneuve und wurde dort befreit. Am 19. Dezember 1944 war sie im Centre Bernandou (Bernandon?) in Villemur sur Tarn (Département Haute Garonne). Von dort aus bat sie die Lagerverwaltung in Gurs um Bestätigung ihres Aufenthalts.

 

Sie wanderte im Juli 1945 nach Palästina aus. Sie starb am 17. April 1962 in St. Abans.

 

Charlotte Steckelmacher emigrierte nach Palästina, kehrte später nach Deutschland zurück und lebte in Hamburg.

 

 

Moritz Steckelmacher, der Vater von Erst Steckelmacher, wurde am 23. Juni 1851 in Boskowitz (Mähren) geboren.

 

Er starb am 23. Mai 1920 in Bad Dürkheim. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Mannheim.

 

Moritz Steckelmacher studierte um 1870 an der Jeschiwa in Preßburg und in Budapest. 1872-1880 Jüdisch-theologisches Seminar Breslau.

Studium der Philosophie in Breslau.

 

1879 Dissertation "Die formale Logik Kants in ihren Beziehungen zur transcendentalen", Promotion zum Dr. phil.

 

1880-1920 Stadtrabbiner in Mannheim

1889-1919 Konferenzrabbiner im Oberrat der Israeliten Badens

1892 Ritterkreuz vom Zähringer Löwenorden I. Klasse

1906 Ritterkreuz vom Zähringer Löwenorden I. Klasse mit Eichenlaub

 

Moritz Steckelmacher heiratete 1880 Bianca Streckelmacher, geborene Reinberger (1859-1928).

 

Moritz und Bianca Steckelmacher hatten drei Söhne:

 

Ernst (1881-1943), Dr. phil., Bezirksrabbiner der Pfalz, ermordet im KZ Lublin-Maidanek;

Fritz (1885-1987), Bankprokurist;

Siegfried (1889-1962), Arzt.

 

 

 

 

 

Im Internet findet man unter www.alemannia-judaica.de zahlreiche Texte und Fotos zur Geschichte der Jüdischen Gemeinden der Pfalz.

 

Vor allem Artikel aus jüdischen Zeitschriften beschreiben auch alltägliche Situationen und Konflikte.

 

Hier einige Artikel über Ernst Steckelmacher:

        

www.alemannia-judaica.de/bad_duerkheim_texte

 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember 1909:

 

Dürkheim. Als Nachfolger unseres in Pension getretenen Rabbiners Dr. Salvendi wurde Dr. Ernst Steckelmacher, Sohn des Mannheimer Rabbiners und Schüler des Breslauer Seminars, gewählt.

 

 

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Mai 1910:

 

Bad Dürkheim, 18. Mai (1910). In der festlich geschmückten, dich besetzten hiesigen Synagoge fand gestern der feierliche Einführungsgottesdienst für den Bezirksrabbiner Dr. Steckelmacher statt. Fast sämtliche zum Bezirk gehörenden Gemeinden waren durch ihre Vorstände vertreten.

 

Nach einleitendem Choralgesang richteten sowohl der erste Vorstand hiesiger, als auch der Präses der Kultusgemeinde Speyer an den Herrn Rabbiner eine warm empfundene Ansprache, in derselben dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck gebend, dass derselbe als Priester der Liebe und des Friedens, als Lehrer der Religion in Schule und Haus seines Amtes walten möge.

 

Nunmehr bestieg Herr Dr. Steckelmacher die Kanzel, um in formvollendeter, gehaltvoller Rede die Grundsätze zu entwickeln, von welchen er sich in seinem Wirken leiten lassen wolle. Er bezeichnete als solche: Wahrheit, Recht und Frieden, die drei Grundsäulen aller Sittlichkeit und allen Menschenglückes. Mit einem innigen Gebete für das Wohl der Landes- und Kreisregierung, der Spitzen und Behörden des Bezirkes, der hiesigen Stadt und ihrer Bewohner, insbesondere für das Gedeihen seiner Gemeinde, schloss der Redner seine zu Herzen gehende Ansprache.

 

Ein Choralgesang beendete die erhebende Feier, die bei allen Anwesenden einen tiefen Eindruck hinterließ. Möge die Tätigkeit des neuen Herrn Bezirkrabbiners eine reich gesegnete sein!

 

 

 

Am 30. Oktober 1927 erinnerte die Jüdische Gemeinde Bad Dürkheim mit zwei Gedenktafeln in der Synagoge an die im Ersten Weltkrieg getöteten jüdischen Soldaten.

 

 

Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1935:

 

Bad Dürkheim. In diesen Tagen war es Herrn Bezirksrabbiner Dr. Ernst Steckelmacher vergönnt, auf eine fünfundzwanzigjährige segensreiche Amtstätigkeit im Rabbinatsbezirk Frankenthal zurückzublicken. Dieses Jubiläum fiel zeitlich zusammen mit seiner Verabschiedung von der Gemeinde in Bad Dürkheim, mit der er sich seit seinem Amtsantritt innig verbunden fühlte, und mit seiner Übersiedlung nach Ludwigshafen, um von dort aus in Zukunft seinem Rabbinatsbezirk und vor allem der größten seiner Bezirksgemeinden zu dienen.

 

In dem Gottesdienste am Sabbat Rosch Chodesch Ijar (= Samstag, 5. Mai 1935) hielt Herr Dr. Steckelmacher seine Abschiedspredigt, während der Vorsitzende des Rabbinatsbezirks und der Israelitischen Kultusgemeinde Bad Dürkheim, Herr Reallehrer a.D. Ludwig Strauß, dem scheidenden Rabbiner den Dank und die Wünsche aller Gemeindemitglieder aussprach. Mögen Herrn Bezirksrabbiner Dr. Steckelmacher mit göttlicher Hilfe noch viele Jahrzehnte gesegneten Wirkens in seinem heiligen Amte beschieden sein!   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Yad Vashem in Jerusalem ist die wichtigste Forschungs- und Erinnerungsstätte für die Opfer des Holocaust. In einer Datenbank werden alle vorhandenen Daten über die Opfer gespeichert.