Mitteilungen an die Medien 2013

Die aktuellen Mitteilungen stehen immer oben.

 

 

Gedenkveranstaltung zur "Reichskristallnacht"

am Samstag 9. November 2013

Der Gedenkstein in der Glockengasse erinnert an die Synagoge. Hier findet jedes Jahr am 9. November der Abschluss der Gedenkveranstaltung zur "Reichskristallnacht" statt.

Am Samstag, 9. November, findet die traditionelle Gedenkveranstaltung zur "Reichskristallnacht" in Frankenthal statt. Um 17 Uhr beginnt ein Ökumenischer Gottesdienst in der St. Dreifaltigkeitskirche (Rathausplatz). Um 18.15 Uhr gehen Bürgerinnen und Bürger von der St. Dreifaltigkeitskirche zum Gedenkplatz in der Glockengasse. Um 18.30 Uhr erinnert am Gedenkstein für die Synagoge Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken an die Ereignisse am Morgen des 10. November 1938 in Frankenthal: "Herrlich ist es, wenn Menschen sich als Brüder erkennen und lieben".

 

Die Nacht vom 9. auf 10. November 1938 bleibt den Juden weltweit als "Reichskristallnacht" bis heute in Erinnerung. In 48 Stunden wurden in Deutschland mindestens 91 Juden ermordet, mehr als 1400 Synagogen und Beträume verwüstet und etwa 7500 Geschäfte geplündert.

 

Auch in Frankenthal wurde am Morgen des 10. November die Synagoge in der Glockengasse in Brand gesteckt. Der Brand der Synagoge war allerdings nur der erste Teil der schrecklichen Tragödie. Noch während die Feuerwehr die Flammen bekämpfte, zogen Frankenthaler Nationalsozialisten durch die Stadt und verwüsteten zahlreiche jüdische Geschäfte und Wohnungen. Ihnen folgte wenig später die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die 23 Frankenthaler Juden in "Schutzhaft" nahm, unter anderem Julius Abraham und Carl Schweitzer. Sie wurden am nächsten Tag in das Konzentrationslager Dachau bei München überführt. Zahlreiche Frankenthaler wurden Zeugen der Zerstörungen und Plünderungen, die bis in die späten Nachmittagsstunden dauerten. Die jüdischen Frauen und Kinder wurden auf Anordnung der NSDAP-Gauleitung noch am 10. November aus der Pfalz ausgewiesen.

 

 

Die Synagoge auf einer Postkarte um 1900.

Am 28. August 1885 fand die Einweihung der neuen Synagoge statt. Die Frankenthaler Zeitung schrieb am 29. August 1885 ausführlich über das Fest:


Der "Wettergott konnte der herzlichen allseitigen Teilnahme unserer gesamten Bevölkerung an dem Fest keinen Eintrag thun". Die Straßen der Stadt "zeigten einen nie gesehenen Flaggenschmuck in den Farben des Landes und des Reiches. Da und dort erblickte man auch das dem Auge so gefällige Schwarz-Rot-Gold, das Banner der alten Demokratie."

 

"Das eigentliche Fest nahm abends um 6 Uhr seinen Anfang und begann mit dem Zuge der zahlreichen Festteilnehmer unter Vorantritt der vollständigen Kapelle der Speierer Pioniermusik von dem bisherigen israelischen Betlokale - dem Hause des Herrn J. Tropf in der Bahnhofstraße - nach der neuen Synagoge."

 

In seiner Festpredigt erinnerte der Bezirksrabbiner Dr. Jakob Salvendi auch an eine Zeit, "die leider nicht frei sei von betrübenden Merkmalen des Glaubens- und des Rassenhasses."

 

Er beendete seine Rede mit den Worten: "Herrlich ist es, wenn Menschen sich als Brüder erkennen und lieben."

 

Am 29. August 1885 fanden nachmittags ein Konzert mit der Pionierkapelle sowie ein Kinderfest statt. Abends gab es in der "Turnhalle" einen Ball.

 

Die Synagoge hatte eine Orgel, farbige Glasfenster und eine Kuppel mit goldenen Sternen auf blauem Hintergrund, 200 Männersitze im Erdgeschoss und 110 Frauensitze auf der Empore.

 

Rechts neben der Synagoge stand das Gemeindehaus, wahrscheinlich zwei hintereinanderliegende Wohnhäuser mit Hof und Garten für den Gemeindediener und den Kantor.

 

Gedenktafel soll an Opfer des Nationalsozialismus erinnern

Förderverein regt Diskussion im Frankenthaler Stadtrat an

In der rheinhessischen Gemeinde Saulheim erinnert eine Gedenktafel an die Opfer des Nationalsozialismus.

Der Förderverein für jüdisches Gedenken schlägt vor, dass in Frankenthal eine Gedenktafel an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern soll. Bei einer Veranstaltung zum Thema „Stolpersteine, Gedenktafel oder was? - Diskussion über zeitgemäße Gedenkarbeit in Frankenthal“ sahen die Teilnehmer zahlreiche Beispiele aus anderen Städten. Kriterien zur Beurteilung waren die jeweiligen Texte, die künstlerische Gestaltung und die Orte, an denen Gedenktafeln oder Gedenksteine stehen. „Zwar gibt es einen Gedenkstein am ehemaligen Standtort der Synagoge in der Glockengasse und 44 Stolpersteine, die an jüdische Bürger erinnern, aber der Förderverein will an einem hervorgehobenen Ort eine weitere Erinnerung hervorrufen“, betont dessen Vorsitzender Herbert Baum.

In Dinkelsbühl erinnert eine Gedenktafel in fünf Sprachen an die Opfer des Nationalsozialismus.

Vereinsmitglieder, aber auch interessierte Bürger, können Texte und Gestaltung vorschlagen. Auf großes Interesse stieß eine Gedenktafel in der rheinhessischen Gemeinde Saulheim: „Wir gedenken der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, insbesondere des Leidens und Sterbens unserer jüdischen Mitbürger“. Der Förderverein schlägt vor, dass der Stadtrat über einen Text und die Gestaltung der Gedenktafel diskutiert und entscheidet. Als Ort kann man sich den Durchgang unter dem Rathaus vorstellen. Die Tafel soll auch mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden. Der Förderverein wird ebenfalls einen Zuschuss geben.

 

 

 

 

 

Weitere Stolperstein-Verlegungen geplant

In der Bahnhofstraße 2-4 sollen Stoklpersteine für die jüdische Familie Nachmann verlegt werden.

Der Förderverein plant, weitere Stolpersteine für jüdische Bürger verlegen zu lassen. Die kleinen Steine erinnern vor den ehemaligen Wohnungen und Häusern an das Schicksal der Frankenthaler Juden, unter anderem an die Familien Schottland  in der Gartenstraße 11, Nachmann in der Bahnhofstraße 2 – 4, Rosenberg und Brunner in der Vierlingstraße 13, Ernst Rahlson im Foltzring 15, Leva in der Vierlingstraße 17, Mann in der Westlichen Ringstraße  9 und Rosa Loeb in der Dürkheimer Straße 48. Der Förderverein hofft, dass diese Stolpersteine auf dem öffentlichen Gehweg verlegt werden können, auch wenn die heutigen Hausbesitzer das ablehnen. „Die Stadtverwaltung beziehungsweise der Stadtrat können entscheiden, dass die erfolgreiche Form des Gedenkens auch in Frankenthal eine Fortsetzung findet“, hofft Herbert Baum.

 

Am 7. November, 11 Uhr, verlegen Schülerinnen des Karolinen-Gymnasiums sechs Stolpersteine für ehemalige jüdische Schülerinnen und eine Lehrerin in der Mehringstraße, dem ehemaligen Standort der Mädchenschule. Eine Ausstellung zeigt das Leben in der Schule während der NS-Zeit.

 

"Nicht schon wieder Nationalsozialismus"

Diskussion über politische Erziehung in Schulen

In der Berufsbildenden Schule erzählte Paul Niedermann über seine Deportation in das französische Lager Gurs und seine Flucht aus dem Lager.

 

Unter dem Thema „Nicht schon wieder Nationalsozialismus – politische Erziehung in Schulen“ organisiert der Förderverein eine Veranstaltung gemeinsam mit der Volkshochschule Frankenthal am Dienstag, 5. November, 19 Uhr, im Vortragsraum des VHS-Bildungszentrum, Schlossergasse. Der Eintritt ist frei. Der Förderverein organisiert seit über 20 Jahren Veranstaltungen zum Gedenken und Erinnern an die Ermordung der europäischen Juden, aber auch an die fast 2000 Jahre lange Geschichte der Juden in Deutschland. „Nicht schon wieder Nationalsozialismus“, klagt mancher Schüler. Der Förderverein kooperiert vor allem mit weiterführendenden Schulen. Neben Vorträgen, Filmen und Ausstellungen gibt es größere Projekte. In dem Vortrag werden sie mit zahlreichen Fotos dokumentiert: Stolpersteine in Frankenthal, Baucamp auf den jüdischen Friedhöfen, Fahrten in das ehemalige Konzentrationslager Struthof im Elsass.

 

 

Europäischer Tag der jüdischen Kultur

Sonntag 29. September 2013

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal erinnert im Rahmen des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur mit einem Vortrag und drei Führungen an die Geschichte der Juden in Frankenthal. Dieser Tag besteht seit 1999. Er findet in diesem Jahr am 29. September statt. Jüdische und nicht-jüdische Organisationen in fast 30 europäischen Ländern erinnern an das europäische Judentum, seine Geschichte, Traditionen und Bräuche. Auf lokaler und regionaler Ebene finden Führungen zu Stätten jüdischer Kultur, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt.

 

In einem Informationsabend der Volkshochschule Frankenthal am Mittwoch, 25. September, 19 Uhr, im Vortragsraum in der Schlossergasse, referiert Herbert Baum mit vielen Fotos über die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Frankenthal. Der Eintritt ist frei. Im Vortrag wird die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in den vergangenen rund 400 Jahren beschrieben. Eine Führung zum Thema Stolpersteine in Frankenthal bieten Rüdiger Stein und Herbert Baum am Sonntag, 29. September, 11 Uhr, an. Treffpunkt ist vor der Zwölf-Apostel-Kirche, Carl-Theodor-Straße. In Frankenthal erinnern 44 Stolpersteine an jüdische Menschen. Über die beiden Jüdischen Friedhöfe in Frankenthal informiert nachmittags Werner Schäfer ab 15 Uhr. Treffpunkt ist vor der Trauerhalle des Städtischen Friedhofs, Eingang Wormser Straße. Das älteste Grab stammt aus dem Jahr 1826. Bei einer Führung durch die Innenstadt informiert Herbert Baum um 17 Uhr vor den wichtigsten Stationen mit Fotos über die Geschichte der Juden in Frankenthal. Treffpunkt Gedenkplatz (Spielplatz) Glockengasse. Die Führungen sind kostenlos. Bei Dauerregen fallen sie aus.

 

Stolpersteine, Gedenktafel oder was?

Diskussion über eine zeitgemäße Gedenkarbeit

Donnerstag 26. September 2013 19 Uhr

In der Diskussion „Stolpersteine, Gedenktafel oder was?“ geht es am Donnerstag, 26. September, 19 Uhr, im Dathenushaus, Kanalstraße 6, um eine zeitgemäße Gedenkarbeit. Der Eintritt ist frei. Zahlreiche Fotos zeigen Beispiele für Gedenktafeln und Gedenksteine aus anderen Städten und Gemeinden.

 

Frankenthal hat schon kurz nach Kriegsende an die frühere Jüdische Gemeinde erinnert. Eine neue Straße erhielt den Namen Synagogengasse. 1977 wurde ein Gedenkstein mit Tafel zur Erinnerung an den früheren Standort der Synagoge in der Glockengasse aufgestellt. Eine Informationstafel erinnert dort seit 2007 an die Geschichte der Jüdischen Gemeinde. 2005 und 2006 wurden 44 Stolpersteine vor den Wohnungen ehemaliger jüdischer Bürgerinnen und Bürger verlegt. In der Dokumentation "Frankenthal unterm Hakenkreuz. Eine pfälzische Stadt in der NS-Zeit", erschienen 2004, und in "Frankenthal. Die Geschichte der Stadt", erschienen im Oktober 2013, wird ausführlich über das Thema berichtet. Mit den Internetseiten www.juden-in-frankenthal.de wird weltweit informiert. Vor allem die Zusammenarbeit mit Schulen ist ein wichtiger Aspekt der Gedenk- und Erinnerungsarbeit des Fördervereins.

 

Die Jüdische Gemeinde Frankenthal wurde um 1785 gegründet. Am 28. August 1885 fand die Einweihung einer zweiten, neuen Synagoge in der Glockengasse 12 unter „reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung“ statt, wie die damalige Frankenthaler Zeitungen schrieb. Im Jahr 1900, als die aufstrebende Industriestadt 16.899 Einwohner hatte, lebten hier 371 Juden, das waren rund zwei Prozent. 1933 begann die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung auch in Frankenthal. Viele konnten rechtzeitig flüchten. Die meisten, die in Deutschland blieben, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet. Mit der Deportation der 39 noch in Frankenthal lebenden Kinder, Frauen und Männer am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwestfrankreich endete die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Frankenthals. Heute leben wieder Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion in Frankenthal. Sie beteiligen sich am Leben der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz und besuchen die Synagoge in Ludwigshafen.

 


 

 

Adolf Metzner – Mitläufer in der NS-Zeit

Stiftung, Musikwettbewerb und Park tragen immer noch seinen Namen

NS-Mitläufer Adolf Metzner

Bis Anfang 2010 wurde Adolf Metzner als "Arzt, Leichtathlet, Weltenbummler und Mäzen" beschrieben. Die Statue des Läufers mit Staffelholz im Adolf-Metzner-Park "erinnere an den Sohn der Stadt, der dieser sein ganzes Leben lang verbunden geblieben sei".

 

Dann entdeckte Rüdiger Stein vom Förderverein für jüdisches Gedenken bei der Durchsicht von Dokumenten den Hinweis, dass Adolf Metzner am 1. September 1933 in die Schutzstaffel (SS) der NSDAP eingetreten ist. Am 4. Juli 1937 beantragte er in Frankenthal die Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP).

 

Am 7. Oktober 1939 wurde Metzner als SS-Untersturmführer in die Waffen-SS einberufen, am 1. August 1940 zum SS-Obersturmführer und am 9. November 1942 zum SS-Hauptsturmführer befördert. In der Wehrmacht entsprach dieser Titel dem Rang eines Hauptmanns. Vom 7. Oktober 1939 bis Kriegsende war Metzner in verschiedenen Einheiten und Einrichtungen der Waffen-SS tätig. Ab 1939 erhielten die schon früher gegründeten militärischen Verbände der SS den Namen Waffen-SS.

 

Für den Förderverein waren diese Tatsachen Anlass, eine Diskussion über die Lebensphase Adolf Metzners von 1930 bis 1945 anzuregen. "Uns interessierte, warum ein Medizinstudent mit 23 Jahren in die SS und als Arzt mit 27 Jahren in die NSDAP eintritt", erläutert Herbert Baum das Interesse des Fördervereins: "Als erfolgreicher Leichtathlet - er war mehrmals Deutscher Meister und Europameister - wurde er in den 30er Jahren und wird er heute noch durch die Namensgebung seiner Stiftung und den Park an der Schmiedgasse als Vorbild dargestellt."

 

Vier Jahre entzog sich Metzner dem Entnazifizierungsverfahren. Mehrfach wechselte er Wohnungs- und Arbeitsort. Die Spruchkammer in Fritzlar (Hessen) "reihte" ihn am 7. März 1949 "in die Gruppe der Mitläufer" ein. Er musste eine "Geldsühne" von 50 Mark zahlen.

 

Anfang 1953 bewarb sich Metzner für die Stelle eines Sportarztes an der Universität Hamburg. In seinem handgeschriebenen Lebenslauf vom 8. März 1953 schreibt er, er sei vom "7. Oktober bis Kriegsende Soldat beziehungsweise Sanitätsoffizier" gewesen. In seinem Personalbogen heißt es unter der Überschrift "Dienstzeiten in Wehrmacht, Polizei, R.A.D.": "Wehrmacht von 7. Oktober 1939 bis Kriegsende".

 

Millionen haben sich ab 1933, als politische Kritik oft auch mit der Ermordung durch NS-Täter bestraft wurde, schweigend angepasst. Andere haben die Mitgliedschaft im NS-System für ihre berufliche Karriere genutzt.

 

"Adolf Metzner kann kein Vorbild sein", betont Fördervereinsvorsitzender Herbert Baum.

 

Statue im "Adolf-Metzner-Park"

Am Donnerstag, 25. April wird im "Adolf-Metzner-Park" ein Sportgerät übergeben.

 

Am Sonntag, 28. April, findet in der Städtischen Musikschule der 8. Adolf-Metzner-Musikwettbewerb zur Förderung junger Musikerinnen und Musiker statt.

 

Nach der Diskussion 2010 konnte man am 6. Januar 2011 in der RHEINPFALZ lesen:

 

"Angesichts der Debatte über die NS-Vergangenheit Adolf Metzners, aus dessen Stiftungsertrag sich der Wettbewerb finanziert, überlegten Musikschule und Stiftungsrat, den Wettbewerb zur Förderung des Musiknachwuchses 2013 nicht mehr im Gedenken an die Einzelperson Adolf Metzner auszuloben, sondern an die gesamte Frankenthaler Brauereifamilie Metzner. Den Stiftungsstatuten widerspreche dies nicht."

 

Am 27. Januar schrieb die RHEINPFALZ:

 

"Die Ausschreibung für den Wettbewerb war gedruckt, bevor die Diskussion um eine mögliche NS-Belastung des Frankenthaler Arztes entflammte, erklärt Musikschulleiter Hans-Jürgen Thoma. Doch ab kommendem Jahr soll der musikalische Nachwuchs-Vergleich schlicht Metzner-Wettbewerb heißen, "im Gedenken an die Verdienste der Familie Metzner". Ein Kompromiss, mit dem man gut leben könne. Schließlich sind jedes Jahr aus der Metzner-Stiftung bis zu 12.000 Euro an Preisgeld zu vergeben."

 

Zwar wurde Adolf Metzner auf den Internetseiten der Stadt Frankenthal zum Thema "Frankenthaler Köpfe" gelöscht. Als Namensgeber für die Stiftung, den Musikwettbewerb und für den Park blieb er bis heute erhalten.

 

"Wir können akzeptieren, dass man hier, wie bereits vorgeschlagen, den Namen Metzner verwendet", betont Baum: "Vermutlich stammt das meiste Geld der Adolf-Metzner-Stiftung ohnehin aus dem Vermögen der Familie, zum Beispiel aus dem Verkauf des Grundstücks in der Innenstadt." Als Adolf Metzner 1978 starb, war er das letzte Mitglied der angesehenen Familie.

 

Der Förderverein schlägt vor, dass man bei den beiden Veranstaltungen in dieser Woche an das Verhalten Metzners in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit erinnert.

 

Als Vorbild könnte hier der Mannheimer Stadtrat dienen. Dort diskutiert man zurzeit Reaktionen auf die Entdeckung, dass der früheren Kaufhaus-Besitzer und spätere Mäzen Heinrich Vetter sein Vermögen während der Nazi-Diktatur "auch aus acht zwischen 1934 und 1938 arisierten jüdischen Unternehmen und Grundstücken" erzielt habe. Trotzdem will der Stadtrat Vetters Ehrenbürgerwürde nicht aberkennen, aber an nach ihm benannten Wegen oder Sälen per Zusatzschild darauf hinweisen, dass er "Profiteur der Arisierung" gewesen sei.

 

"Wir sollten die Vergangenheit nicht tilgen, sondern sie ins Bewusstsein holen", lautet eines der Argumente. Die Schilder seien "immerwährende Stolpersteine".

 

Die Stadt Mannheim habe sich vor Verleihung der Ehrenbürgerwürde nicht genug mit der Vergangenheit auseinandergesetzt: "Wir hätten mehr wissen können, wenn wir danach gefragt hätten, aber wir haben nicht gefragt, dem müssen wir uns stellen".

 

Zum 80. Jahrestag der Zerschlagung der freien Gewerkschaften ab dem 2. Mai 1933 will der Förderverein an die Menschen erinnern, die - auch in Frankenthal - aufgrund ihrer demokratischen Überzeugung während der NS-Diktatur berufliche Nachteile, Gefängnis, Folter oder sogar den Tod erlitten haben.

 

Was im Frühjahr 1933 in Frankenthal geschah, wie die Nationalsozialisten hier die Macht ergriffen und die städtische Gesellschaft durchdrangen, politische Gegner verfolgten, die Bürgermeister zum Rücktritt zwangen, missliebige Beamte entließen, den Stadtrat nach ihren Vorstellungen umbildeten, die demokratischen Parteien verboten oder zur Selbstauflösung zwangen, die Arbeitersport- und Arbeiterkulturvereine auflösten und alle anderen Vereine "gleichschalteten", wie man die Ersetzung nicht genehmer Vereinsvorstände durch NSDAP-Mitglieder oder NSDAP-Sympathisanten nannte, wird in einer Chronik des Stadtarchivs zurzeit im Internet dokumentiert:

 

www.frankenthal.de (Kultur, Bildung, Stadtgeschichte, NS-Machtergreifung).

 

http://www.frankenthal.de/sv_frankenthal/de/Homepage/Kultur%20und%20Bildung/Stadtgeschichte/NS-Machtergreifung%201933/

 

Verführte Jugend im Nationalsozialismus

GEDENKEN: Förderverein und Lux-Kinos zeigen den Film „Lore“ am 19. April 2013

Der Förderverein für jüdisches Gedenken zeigt den Film „Lore“. Da ihr Vater als SS-Kriegsverbrecher verhaftet wird, muss die 15-jährige Lore mit ihren vier Geschwistern quer durch das Nachkriegsdeutschland zu ihrer Großmutter fllüchten.

Die Hitlerjugend (HJ) wurde in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 zum staatlichen und einzigen Jugendverband mit bis zu 8,7 Millionen Mitgliedern ausgebaut, 98 Prozent aller deutschen Jugendlichen waren hier organisiert. Der Film „Lore“ setzt sich mit dem Leben eines Mädchens nach Kriegsende auseinander. Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal zeigt zusammen mit den Lux-Kinos den Film am Freitag, 19. April, 10.30 Uhr, in den Lux-Kinos in der August-Bebel-Straße. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Schulen. Interessierte können ebenfalls die Vorführung besuchen. Der Spielfilm dauert 110 Minuten. Der Eintritt kostet zwei Euro.

 

„Wir haben mit solchen Filmen bisher eine große Resonanz bei den Schulen erzielt“, informiert Herbert Baum vom Förderverein: „Vor allem wenn Themen aus der NS-Zeit aus der Sicht von jungen Menschen gezeigt werden, setzen sich diese gern mit den Konflikten auseinander.“

 

Die 15-jährige Lore und ihre vier Geschwister sind die privilegierten Kinder eines hochrangigen SS-Offiziers, der am Massenmord in Weißrussland beteiligt war. Während sie Hüpfspiele machen, werden überall in Europa Menschen systematisch umgebracht. Lores Familie ist davon unberührt, bis ihr Vater 1945 aus dem Osten zurückkehrt. 1939 war er ein Kriegsheld. 1945, wenn die Handlung des Films beginnt, ist er ein Verbrecher. Völlig auf sich allein gestellt, müssen Lore und ihre vier jüngeren Geschwister sich im Mai 1945 von Süddeutschland zur Oma nach Norddeutschland durchschlagen. Ihre Reise führt sie durch das in Auflösung begriffene Deutschland und sie sehen und erleben zum ersten Mal die Grausamkeiten des Krieges. Der Kampf   um das tägliche Brot ist hart, denn fast überall begegnet man den Kindern mit Feindseligkeit. Trotzig klammert sich Lore an ihre Überzeugungen, doch allmählich mischen sich Zweifel in ihr fest gefügtes Weltbild. Diese werden größer, als sich der rätselhafte Thomas der Gruppe anschließt. Seine Papiere weisen ihn als jüdischen KZ-Überlebenden aus. Als die Kinder ihr Ziel erreichen, ist nichts mehr wie es war.

 

Die Hitlerjugend sollte die Jugendlichen auf die ihnen zugedachte Rolle als nationale arische Elite vorbereiten. Ein Teil der Erziehung bestand darin, alles Schwache zu verachten und „auszumerzen“. Diese Ideologie hat auch Lore verinnerlicht. In seiner Rede vom 14. September 1935 vor rund 50.000 Hitlerjungen in Nürnberg forderte Adolf Hitler, die deutsche Jugend müsse „flink wie die Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“ sein.

 

In dem Buch „Frankenthal unterm Hakenkreuz" gibt es ein Kapitel über die Hitlerjugend. Dort wird auf den Aufschwung der Organisation nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 hingewiesen: „Ein erstes großes Auftreten hatten die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädchen am 6. Mai 1933 bei einer Kundgebung zahlreicher Vereine.“

 

Informationen im Internet: www.juden-in-frankenthel.de.

 

 

 

Jüdische Friedhöfe in Lambsheim,

Heuchelheim und Frankenthal

Vortrag am Mittwoch 13. März 2013 19 Uhr,

Der Jüdische Friedhof in Heuchelheim.

"Jüdische Friedhöfe in Lambsheim, Heuchelheim und Frankenthal" heißt ein Vortrag in der Volkshochschule Frankenthal. Mit zahlreichen Fotos illustrieren die beiden Referenten, Werner Schäfer und Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal, am Mittwoch, 13. März 2013, 19 Uhr, im VHS-Bildungszentrum in der Schlossergasse, die Geschichte und den aktuellen Zustand der drei Begräbnisstätten. Der Eintritt ist frei.

 

Es gibt heute noch über 2.000 jüdische Friedhöfe in Deutschland. Vielerorts sind sie die letzten sichtbaren Zeugnisse eines einst blühenden jüdischen Lebens in Städten und Gemeinden. Sie sind aber auch Quellen für die Entwicklung der Friedhofskultur über zwei Jahrhunderte.

 

In Heuchelheim erinnert nur noch ein Gedenkstein an den älteren jüdischen Friedhof unmittelbar an der protestantischen Kirche. Der neue Friedhof nördlich des Orts wurde von 1825 bis 1933 belegt.

 



Bei der Beerdigung von Juden aus Frankenthal in Heuchelheim
scheint es gelegentlich zu Störungen gekommen zu sein, wie eine kurze Notiz im
Frankenthaler Wochenblatt vom 27. Januar 1821 belegt:

 

"An die Judenschaft dahier. Um künftighin bei Beerdigung eurer Leichname, nicht durch die Zügellosigkeit unerzogener christlicher Buben, in euren Zeremonien auf dem Gottesacker, gestört zu werden, dessen Erörterung nicht allein eure, sondern auch die Herzen wahrer Christen schmerzt, und welche eben so sehnlichst, wie ihr, wünschen; daß einem so schändlichen Unfuge gesteuert werde; so rathe ich euch, die Polizei-Behörde zu ersuchen, welche auch gern und willig euer Gesuch gewähren wird, daß sie jedesmal zu eurem Schuz, einen ihrer Befehls Vollzieher, euch überlasse, und ich bin gewiß, daß dann die Beerdigung euerer Leichname, nie mehr durch so schändlichen Unfug gestört werden. E-s."

Der Jüdische Friedhof in Lambsheim wurde 1822 angelegt und 1856 erweitert. Die letzte Beisetzung war 1937. Er liegt etwa 200 Meter nördlich des Gemeindefriedhofes.

 

 

Junge Menschen aus Frankenthal, Georgien, Aserbeitschan und Russland beseitigten Sträucher und Bäume bei einem Baucamp im Juli 2012 auf dem alten Jüdischen Friedhof in Frankenthal.

Die ersten Juden, die in Frankenthal gelebt haben, wurden vermutlich auf dem Wormser Friedhof Heiliger Sand begraben, später auf dem Friedhof in Heuchelheim.

 

1820 kaufte die Jüdische Gemeinde Frankenthal auf der Ostseite des neuen städtischen Friedhofs ein Feld für den ersten eigenen Friedhof. Ab 1917 wurde ein zweiter Friedhof eröffnet.

 

Zahlreiche Fotos dokumentieren die Geschichte der Jüdischen Gemeinden, der Friedhöfe und der Friedhofskultur.

 

Der Vortrag findet im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit statt. Sie dauert vom 3. bis 17. März 2013. Das Jahresthema der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Jahr 2013 lautet: „Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis“.



"Nicht schon wieder Nationalsozialismus..."

Erfahrungsaustausch mit Frankenthaler Schulen

am 28. Januar 2013

Schule einmal anders: Ein Leistungskurs Religion des Albert-Einstein-Gymnasiums nahm im April 2005 an der Verlegung von Stolpersteinen in der Vierlingstraße teil.

 

Der Förderverein führt am

 

Montag, 28. Januar 2013

19 Uhr

Dathenushaus

Kanalstraße 6

67227 Frankenthal

 

eine Diskussion mit Pädagogen/innen der weiterführenden Schulen durch. Unter dem Thema "Nicht schon wieder Nationalsozialismus…" wollen wir Erfahrungen aus den Schulen sammeln und einen Austausch von Aktivitäten anbieten. Für den Förderverein ist die Zusammenarbeit mit jungen Menschen die zentrale Aufgabe. In den vergangenen Jahren haben wir mit fast allen Schulen Aktionen durchgeführt. Am besten besucht waren die beiden Filmvorführungen. Unsere Ausstellung "Juden in Frankenthal" wurde in zwei Schulen gezeigt. Im Rathaus wurde sie von vielen Klassen besucht. Einzelne Klassen oder Gruppen interessieren sich besonders für die Stolpersteine, die wir in Frankenthal verlegt haben.

 

Obwohl wir auch dieses Mal den Nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus als Anlass für die Diskussion nehmen, haben wir die Erfahrung gemacht, dass viele junge Menschen die Angebote an Gedenktagen eher als Pflichtveranstaltungen ansehen. Wir wollen deshalb mit Pädagogen und Schülern solche gemeinsam Aktivitäten vorstellen und diskutieren, die stärker von der Eigenmotivation der Schüler/innen leben.

 

Wir zeigen zunächst Fotos von unseren Aktivitäten mit Schulen. Auch die Schulen können Bericht mit Fotos und anderen Dokumenten anschaulich präsentieren.

 

Wer interessiert ist, sollte bis zum 16. Januar 2013 mitteilen, ob er an dem Gespräch teilnehmen will. Besonders freuen wir uns auf Schüler/innen, die ebenfalls über ihre Erfahrungen berichten sollen.

 

Informationen über unsere Arbeit findet man im Internet www.juden-in-frankenthal.de.