Die Jüdische Gemeinde Ludwigshafen

 

Am 2. Juli 2006 wurde in Ludwigshafen ein neues Jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge, Veranstaltungsraum und Bibliothek im Erdgeschoss des Hochhauses in der Zollhofstraße 4, eingeweiht. Zur Einweihungsfeier begrüßte Manfred Erlich, der damalige Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz mit Sitz in Neustadt, über 100 Gäste, darunter Oberbürgermeisterin Eva Lohse, viele politische Mandatsträger, Vertreter der Kirchen, der Wirtschaft, der Justiz und der Polizei. Vor und nach der Feier wurde vor allem Russisch gesprochen. Die meisten Mitglieder der neuen jüdischen Gemeinde kommen aus der ehemaligen Sowjetunion. Aufgrund von Vereinbarungen zwischen Deutschland und der damaligen Sowjetunion durften seit 1990 Juden ohne größere Beschränkungen in die Bundesrepublik einwandern. Inzwischen haben rund 190 000 Juden aus Osteuropa diese Möglichkeit genutzt. Rund 100 von ihnen leben in Ludwigshafen.

 

Inzwischen ist die Gemeinde in das Hochhaus, Otto-Stabel-Straße 4, umgezogen.

 

 

Am 2. Juli 2006 wurde die neue Synagoge in Ludwigshafen eröffnet.

Wer seinen Glauben leben wollte, besuchte die Synagogen in Mannheim und Kaiserlautern. Mit der Synagoge und den Gemeinderäumen kann jetzt auch in Ludwigshafen wieder eine jüdische Gemeinschaft entstehen. Formal gibt es zwar nur die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz mit einem eigenen Vorstand, der auf die Einhaltung der religiösen Gesetze achtet und unter anderem über die Ausgaben entscheidet. In Ludwigshafen wird es aber nach und nach eigene Verantwortlichkeiten geben. Der seit 2003 in Karlsruhe praktizierende und aus Israel stammende Rabbiner Mordechai Mendelsohn forderte die Gemeindemitglieder auf, ihre Kinder und Enkel in die Synagoge mitzubringen, damit eine aktive Gemeinde entstehen könne. Er würde gern in zwei Jahren wieder nach Ludwigshafen kommen, um eine größere Synagoge einzuweihen, war sein lebhaft und leidenschaftlich vorgetragener Wunsch.

 

Zollhofstraße 4

"Die Ludwigshafener Geschichte war von Anfang an auch die Geschichte der Ludwigshafener Juden. Diese Stadt hatte ihren jüdischen Mitbürgern sehr viel zu verdanken", erinnerte Oberbürgermeisterin Eva Lohse an die Entstehung und Entwicklung der Handels- und Industriestadt. Bei der Volkszählung vom 16. Juni 1933 stellten die Juden mit 1 070 Bürgerinnen und Bürgern ein Prozent der Bevölkerung von 107 344. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings bereits rund 300 Juden ausgewandert, in größere, anonymere Großstädte weggezogen oder, wie die „Ostjuden“, nach Polen vertrieben. Am 9. November 1938, in der „Reichskristallnacht“, wurde die Synagoge in der Kaiser-Wilhelm-Straße durch Brand zerstört, wurden jüdische Geschäfte geplündert und zerstört, wurden jüdische Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau bei München eingesperrt. Am 22. Oktober 1940 wurden die 183 noch in Ludwigshafen lebenden jüdischen Frauen, Männer und Kinder in das Lager Gurs in Südwestfrankreich deportiert. Fast alle wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Dies bedeutete das Ende der Jüdischen Gemeinde in Ludwigshafen.

 

Die Thora-Rolle

In Gedenken an die alte jüdische Gemeinde übergab die Oberbürgermeisterin die neue Thora-Rolle, der wichtigste Bestandteil jüdischen Glaubens. "Judentum und Christentum sind wie Mutter und Tochter, die sich nicht immer einig sind. Aber sie sind miteinander verwandt", erinnerte der protestantische Dekan Michael Gärtner an den gemeinsamen Ursprung des jüdischen und christlichen Glaubens. "Es kann gelingen, ein lebendiges Judentum in Deutschland aufzubauen", hoffte Peter Waldmann, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz. "Wer eine offene Gesellschaft will, muss dem Hass und der Intoleranz den Kampf ansagen", stellte Michael Tsenteris, der damalige Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, fest. Nelli Berditchevskaia gestaltete die Feier mit Stücken aus der jüdischen Musiktradition.

 

Oberbürgermeisterin Eva Lohse (2.v.l.) freut sich über die neue Jüdische Gemeinde Ludwigshafen. Rechts Manfred Erlich, der frühere Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, daneben Israil Epstein, der Präsident der Gemeinde.