Familie Wolf

                

Der Viehhändler Emanuel Wolf II., der am 17. Juli 1858 in Lambsheim (Pfalz) geboren wurde, zog mit seiner Familie am 23. August 1888 nach Frankenthal in die Sterngasse 8. Er hatte am 30. April 1884 in Fußgönheim Mathilde Vollmer geheiratet, die dort am 27. November 1860 zur Welt gekommen war.

 

Bevor die Familie nach Frankenthal zog, hatten ihre ersten drei Kinder in Lambsheim das Licht der Welt erblickt:

  • Melanie, genannt Meta, am 7. Oktober 1884,
  • Jakob, am 29. September 1885 und
  • Elma, am 13. Dezember 1887.

In Frankenthal kamen noch weitere fünf Kinder zur Welt:

  • Johanna, geboren am 8. Januar 1890, die bereits im Alter von 29 Jahren, am 21. Mai 1919, in Frankenthal starb,
  • Thekla, geboren am 4. März 1891, verstorben am 21. Mai 1891 in Frankenthal,
  • Siegfried, geboren am 10. Juni 1892, der aber bereits vor Vollendung des 8. Lebensjahres am 31. März 1900 in Frankenthal für immer die Augen schloss,
  • Emilie, geboren am 3. Mai 1894 in Frankenthal und
  • Hugo, geboren am 1. Januar 1896, der auch nur ein paar Monate alt wurde und bereits am 25. Juni 1896 verstarb.

 

Der Umzug von Lambsheim in die fünf Kilometer östlich gelegene Stadt Frankenthal stand unter keinem glücklichen Stern, da drei der hier geborenen fünf Kindern nicht über das Kindesalter hinaus kamen.

 

Als beim Anwesen des Viehhändlers ein größeres Schadenfeuer ausgebrochen war, bedankte sich dieser in der Frankenthaler Zeitung vom 21. November 1901 „für die umsichtige und rasche Hilfe.“ Auch von der Maul- und Klauenseuche blieb die Viehhandlung Wolf nicht verschont, wie die Tageszeitung mehrmals berichtete. In der Stadtratssitzung vom 19. Juli 1907 wurde Emanuel Wolf II. das Heimatrecht verliehen.

 

Der Eintrag der Firma Emanuel Wolf II. in das Handelsregister erfolgte im Herbst 1922. Als Geschäftszweig wurde Pferdehandlung angegeben. Die Löschung der Firma im Handelsregister erfolgte am 26. Februar 1937.

 

Am 26. April 1937 verzog Emanuel Wolf II. mit seiner Ehefrau von Frankenthal, Sterngasse 8, nach Mannheim, N 7, 2 B. Dort starb er am 26. November 1938. Er wurde auf dem Judenfriedhof in Mannheim bestattet. Seine Witwe emigrierte am 9. November 1939 nach Buenos Aires/Argentinien.

     

Die Kinder von Emanuel und Mathilde Wolf

Melanie, die sich Meta nannte, war das älteste Kind von Emanuel und Mathilde Wolf.

 

Sie heiratete am 29. Mai 1906 in Frankenthal den Kaufmann Otto Schohl, geboren am 30. September 1874 in Pirmasens. Am 5. August 1907 kam in Pirmasens die Tochter Erna und am 30. August 1908 in Frankenthal der Sohn Hans Eduard zur Welt.

 

Meta (Melanie) Schohl eröffnete am Donnerstag, den 21. November 1907, nachmittags um 5 Uhr, in Frankenthal, Marktplatz 10, das Schuhwaren-Spezialhaus Schohl. In dem Geschäftshaus wohnte auch die Familie. Die Firma wurde im Februar 1908 im Handelsregister eingetragen.

 

Das Eheglück währte nicht lange, bereits im Jahre 1909 erfolgte die Scheidung. Otto Schohl zog nach Mannheim. Von dort wurde er am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, kam dann in das Lager Noe, wo sein Leben am 24. Juni 1941 zu Ende ging.

 

Meta Schohl schloss ihre 2. Ehe am 29. Dezember 1910 in Frankenthal mit Heinrich Wolf. Er war am 26. April 1884 in Frankfurt am Main zur Welt gekommen und langjähriger Mitarbeiter des Kaufhauses Nachmann. Die Eheleute vereinbarten den Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft.

 

 

 

 

Links eine Anzeige in der Frankenthaler Zeitung vom

27. Dezember 1911.

Direkt nach dem Weihnachtsfest, findet die

Verlosung eines Preisrätsels im Schuhhaus statt.

               

Anzeige vom 4. April 1916

Das Schuhhaus Schohl ging mit Aktiven und Passiven  bereits am 2. Januar 1911 auf den Ehemann über, der es unter dem Namen Heinrich Wolf weiterführte.

 

Am 23. März 1912 machte er in einer Anzeige bekannt, dass ihm der Allein-Verkauf für Frankenthal für die Marke Salamander übertragen wurde.

Schuhhaus-Wolf am Marktplatz 10 nach dem Umbau 1928.

 

Am 1. Juli 1912 wurde in Frankenthal der Sohn Fritz Gustav geboren, dem am 10. Oktober 1914 in Frankenthal der zweite Sohn Ernst folgte.

 

Es befand sich zwischen dem jüdischen Kaufhaus Nachmann und der Einhorn-Apotheke. Diese befindet sich noch heute am selben Standort.

Vom 24. Mai 1924 bis 3. Mai 1928 befand sich das Schuhhaus Wolf in der Bahnhofstraße 1, im früheren Verkaufslokal der Firma Schweitzer & Wertheimer. In dieser Zeit wurde ein neuzeitliches Geschäftshaus ersten Ranges unter der Leitung von Diplom-Architekt Buch errichtet. Die Wiedereröffnung am Marktplatz 10 war am 4. Mai 1928. Bei der Weihnachtsfeier des Fußballvereins 1900/02 am 23. Dezember 1929 in der Turnhalle am Foltzring, wurde Heinrich Wolf für 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.

 

Mit der Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, begannen auch für das Schuhhaus Wolf die turbulenten Zeiten. Die Frankenthaler Zeitung teilte am 20. Januar 1932 mit, dass über das Vermögen des Kaufmannes Heinrich Wolf das Vergleichsverfahren eröffnet wurde, das nach Bestätigung des Vergleichs aufgehoben wurde. Durch Anzeige in der Frankenthaler Zeitung vom Samstag, den 15. April 1934, machte der Kaufmann Adolf Scheffel bekannt, dass er das Schuhhaus Wolf übernommen hat und erklärte ein paar Tage später, dass der Erwerb käuflich erfolgt sei und es sich somit „nicht mehr in jüdischem Besitz befindet.“

 

Durch das Notariat Frankenthal I/II wurde das Anwesen Marktplatz 10 am Dienstag, den 2. Juni 1936, nachmittags 2 ¼ Uhr zwangsweise versteigert.

 

Die Familie Heinrich Wolf zog mit Sohn Ernst und der Tochter Erna aus der 1. Ehe der Ehefrau nach Mannheim, N 7, 2 B. Der Sohn Hans Eduard aus 1. Ehe war bereits am 19. November 1933 nach Palästina geflüchtet. Die Tochter Erna meldete sich am 21. Juli 1939 in Mannheim nach Chile ab. Der Sohn Fritz war bereits am 10. Februar 1936 nach Buenos Aires/Argentinien emigriert, wohin ihm das Ehepaar Wolf am 9. November 1939 von Mannheim aus folgte.

    

Jakob Wolf

Er kam als 2. Kind  von Emanuel Wolf II. und seiner Ehefrau Mathilde zur Welt. Er nahm am 1. Weltkrieg teil und erhielt das Eiserne Kreuz. Nach der Rückkehr aus dem Krieg gründete er mit Julius Fischer die Firma Wolf & Fischer, eine OHG, die eine Kolonialwaren-Großhandlung war, deren Büro sich zuerst in der Sterngasse 7 befand, während das Lager in der Lambsheimer Straße war, wohin später auch das Büro verlegt wurde. Die Gesellschaft wurde zum 1. Dezember 1924 aufgelöst, und die bisherigen Gesellschafter wurden als Liquidatoren tätig. Nach Beendigung der Liquidation wurde die Firma im Handelsregister gelöscht.

 

Jakob Wolf, Leiter der Leichtathletik-Abteilung des FV Frankenthal, heiratete am 8. November 1920 in Ingenheim (Pfalz) Cornelia – genannt Claire – Bieler, die  dort am 4. Februar 1893 zur Welt gekommen war. Das Paar zog in Frankenthal in die Westliche Ringstraße 6. Am 20. August 1921 kam in Frankenthal die Tochter Ellen zur Welt. Ihre Freude darüber taten die Eltern mit einer Anzeige in der Frankenthaler Zeitung vom 23. August 1921 kund, in der stand: „Gesundes Mädel angekommen!“ Doch bereits am 14. November 1921 endete in Heidelberg dessen Leben. Am 28. Februar 1924 erblickte in Frankenthal der Sohn Heinz das Licht der Welt.

Das Wohnhaus in der Westlichen Ringstraße 6. In diesem Haus betrieb Jakob Wolf sein Etagengeschäft.

 

Um 1925 eröffnete Jakob Wolf in der Westlichen Ringstraße 6 ein Wäsche- und Ausstattungsgeschäft, ein so genanntes Etagengeschäft, d. h. es war ein Geschäft ohne Laden (siehe Abbildung). Herr Weber, der in der Nürnberger Straße in Frankenthal wohnte und die Familie Jakob Wolf kannte, berichtete, dass Kunden auch Ware bekamen, wenn sie diese gerade nicht bezahlen konnten. Dann hieß es: „Bezahlt, wenn ihr könnt!“

 

Am 10. November 1938 wurden die Wohnung und das Geschäft von Jakob und Cornelia Wolf total zertrümmert. Das Geschäft wurde an diesem Tage geschlossen.

 

Der Ehemann kam in das Frankenthaler Gefängnis und am 12. November 1938 ins KZ Dachau, wo er am 2. Dezember entlassen wurde. Mutter und Sohn meldeten sich am 23. November 1938 nach Mannheim ab, wohin auch der Ehemann nach seinem KZ-Aufenthalt zog. Warum die Familie Jakob Wolf nicht ins Ausland flüchtete, konnte nicht geklärt werden.

 

Vor dem Wohnhaus in der Westlichen Ringstraße 6 wurden drei Stolpersteine verlegt.

Von Mannheim aus traten sie am 22. Oktober 1940 die „Reise in das Camp de Gurs“ an.

 

Der Sohn Heinz kam am 10. März 1941 ins Lager Rivesaltes. Er kam mit seinem Vater über das Sammellager Drancy mit dem Transport Nr. 50 am 4. März 1943 ins KZ Majdanek.

 

Beide wurden durch Beschluss des Landgerichtes Mannheim vom 9. Januar 1951 für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wurde der 8. Mai 1945 festgestellt.

 

 

Claire Wolf, die Ehefrau und Mutter überlebte die „Vorhölle von Auschwitz“ und wohnte nach dem 2. Weltkrieg im „Maison Le Templin“ in Saint-Genis-Laval, wo sie am 23. September 1954 starb.

              

Elma Wolf

Sie war das dritte Kind von Emanuel und Mathilde Wolf II. und heiratete am 31. Juli 1913 in Frankenthal den Kaufmann Josef Weil, der am 26. Mai 1881 in Emmendingen als Sohn der Eheleute David Jakob Weil und Helene geborene Mayer zur Welt gekommen war.

 

Das junge Paar zog nach Karlsruhe. Ihr Ehemann Josef Weil war vom 11. November bis 10. Dezember 1938 im KZ Dachau inhaftiert. 1939 flüchtete die Familie in die USA, um dann später nach Buenos Aires/Argentinien überzusiedeln.

 

Der Ehemann starb am 15. Mai 1951 in Buenos Aires/Argentinien, Elma Weil am 24. Mai 1960.

 

 

Emilie Wolf

Sie war das zweitjüngste Kind von Emanuel Wolf II. und seiner Ehefrau Mathilde, kam am 3. Mai 1894 in der Stadt Frankenthal zur Welt.

 

Am 14. März 1923 heiratete sie in Frankenthal den Getreidehändler Julius Scheuer, der am 23. Dezember 1890 in Michelfeld geboren wurde.

Das junge Paar zog nach Mannheim, wo die beiden Söhne:

Ernst Gustav,  am 26. Januar 1924, und

Walter, am 3. Februar 1928, zur Welt kamen.

 

In Mannheim meldete sich die Familie am 31. Juli 1928 nach Rendel/Hessen ab. 1933 gehörten sie zu den wenigen Juden, die noch in dem heutigen Stadtteil der Stadt Karben lebten. Sie waren die Besitzer der dortigen Scharmühle und wurden als feine, wohlhabende und gastfreie Menschen geschildert.

 

Als die Familie Scheuer merkte, wohin die Entwicklung im nationalsozialistischen Deutschland geht und eine Umkehr in kurzer Zeit nicht eintreten wird, flüchtete die Familie im Jahre 1937 nach Buenos Aires/Argentinien.

 

Heute leben die Angehörigen der Familien Wolf und Scheuer in Argentinien und Chile.