Carl und Therese Schweitzer – 1901 bis 1933

Überblick Stand Oktober 2015

 

Isaac Schweitzer

(5. November 1845 – 17. Januar 1901)

Isabella Schweitzer

(27. Juli 1856 – 5. April 1911)

 

Ernestine Wertheimer geborene Schweitzer (Schwester von Isaac)                  (22. August 1951 – 7. Mai 1912)

 

Carl (Karl) Schweitzer

(11. Mai 1879 – 1. Oktober 1946)

Therese Schweitzer, geborene Paul                                                           

(25. November 1902 - 3. Oktober 1986)

 

Hans Schweitzer

(30. Juli 1928 - 19. Oktober 2015)

Peggy Schweitzer

 

Bennie (Benjamin) Ullmann

(26. Juli 1863 – 8. Februar 1929)

Hortense Ullmann, geborene Schweitzer                                             

(7. Juni 1980 – 20. Oktober 1919)

 

 

Carl Schweitzer im Jahre 1900

Karl Schweitzer (er unterschrieb mit Carl) wurde am 11. Mai 1879 in Frankenthal geboren und lernte nach dem Schulabschluss den Beruf des Kaufmanns. Sein Ziel war einmal das Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer zu leiten.

 

Nach dem Tod seines Vaters Isaac Schweitzer am 17. Januar 1901 schied dessen Schwester und somit Carls Tante Ernestine Wertheimer aus dem gemeinsamen Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer aus.

 

Seine Mutter Isabella führte gemeinsam mit dem Kaufmann Bennie (Benjamin) Ullmann aus Carlsberg vom 1. Mai 1901 bis 15. Februar 1905 das Kaufhaus weiter. Am 10. Oktober 1901 heiratete Isabellas Tochter Hortense den Geschäftsführer Benjamin Ullmann. Die Ehe wurde bereits 1905 wieder geschieden.

 

Werbepostkarte um 1905. Dieses Bild zierte auch die Briefköpfe. Das Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer war das markanteste Gebäude in der Frankenthaler Innenstadt.
Eine halbseitige Anzeige in der Frankenthaler Zeitung, vom 15. Februar 1905 informiert: "...wegen Separation (Ausscheiden des Herrn Ullmann aus unserer Firma) und Bilanz-Errichtung bleibt unser Geschäft einige Tage geschlossen.“

 

Carl Schweitzer, inzwischen fast 26 Jahre alt, wurde im Februar 1905 alleiniger Geschäftsführer und bereits einige Wochen später Mitglied im Kaufmännischen Verein von Frankenthal.

 

In der Frankenthaler Zeitung suchte der Kaufhausinhaber Carl Schweitzer per Anzeigen geeignete Magazinräume bzw. eine Verkaufsstätte für den Zeitraum des Umbaus.

Das Kaufhaus war auch unter Carl Schwitzers Leitung weiterhin auf dem Erfolgsweg. Deswegen gab er 1912 den Totalumbau des Gebäudes in Auftrag. Man versetzte den Balkon in das 2. Obergeschoss, modernisierte die Schaufensterfront und die Eingangstüren. Der komplette Verkaufsraum im Erdgeschoss wurde verändert und die Innenausstattung erneuert, ebenso kamen neue Vitrinen zum Einsatz. Der alte Balkon, gusseiserne Säulen und etliches Inventar wurden per Inserat zum Kauf offeriert.

 

Mit einer Anzeige wird 1912 der Kaufhausumbau angekündigt
Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer nach dem Umbau 1912
Das neu gestaltete Kaufhaus. Blick vom Rathaus. Im Vordergrund das Denkmal auf dem Marktplatz.
Carl Schweitzer als Soldat

Keine drei Jahre später änderte sich alles. Die Tragödie des Ersten Weltkrieges begann. Auch Carl Schweitzer ging, wie alle seine Brüder und die meisten jüngeren Männer, zum Militär.

 

Ab dem 1. Juli 1915 war er für mehr als drei Jahre Soldat, bis er am 20. November 1918 vom Militärdienst entlassen wurde.

 

Wer in seiner dreijährigen Abwesenheit für das Kaufhaus verantwortlich zeichnete ist nicht bekannt. Möglicherweise waren es seine ledigen Schwestern Anna und Sofie, die in einer der oberen Etagen des Geschäftshauses wohnten.

 

 

Bereits ab 1914 waren die ersten Anzeichen einer Inflation erkennbar, die ihren Höhepunkt 1923 erreichte. Die Arbeitslosigkeit stieg weiterhin steil an während das Geld an Kaufkraft verlor. Die Reihe der Nullen auf den Geldscheinen wurde immer länger und wurden zu Millionen-, Milliarden-, Billionenbeträgen. Der Ein- und Verkauf wurde immer komplizierter und fast unmöglich. Dies waren keine guten Aussichten für einen gesunden Geschäftsverlauf des ehemaligen größten Kaufhauses der Pfalz.

 

Wegen dieser Inflationsauswirkungen musste Carl Schweitzer 1925 bei der Stadtsparkasse Frankenthal einen "Pfalzhilfe-Kredit" in Höhe von 1.200 RM aufnehmen. Für dieses Darlehen bürgte der Schuhhändler Heinrich Wolf. Er hatte in der Bahnhofstraße, gegenüber des Kaufhauses Schweitzer & Wertheimer, einen eigenen, großen Laden. Später führte er den Schuhverkauf in einem Seitenteil von Carl Schweitzers Kaufhaus weiter. Beide wurden kurze Zeit später zahlungsunfähig.

 

In den Wiedergutmachungsakten vom 3. Oktober 1945 ist von einem Darlehensrest von 514,25 RM und 21 RM Darlehens-Zinsen die Rede.

 

 

Das „jüdische“ Schuhhaus Wolf in der Bahnhofstraße (3. Haus von links)

 

Carl Schweitzer verlegte bereits am 14. Oktober 1924 seinen Wohnsitz nach Mannheim. Dort heiratete er im Alter von 47 Jahren, am 9. August 1926, die 24-jährige Katholikin Therese Paul. Das Ehepaar zog am 23. April 1928 nach Frankenthal in den ersten Stock ihres Geschäftshauses in der Bahnhofstraße 1. Am 30. Juli 1928 wurde der Sohn Hans Max in Mannheim geboren.

 

In unmittelbarer Folge der Inflationsjahre verschlechterte sich die Geschäftslage so dramatisch, dass sich Carl Schweitzer im Jahr 1928 gezwungen sah, das Erdgeschoss an die Bayerische Schokoladenhaus GmbH in Würzburg zu vermieten.

 

Zur Abwendung eines Konkurses eröffnete am 27. Februar 1929 das Amtsgericht Frankenthal ein Vergleichsverfahren.

 

Der Verkauf des nun stark geschrumpften Kaufhauses Schweitzer & Wertheimer erfolgte in den Räumen der ehemaligen Schneiderei im 1. Obergeschoss, in der ersten Zeit wohl als Etagengeschäft.

 

Laut Eintragung im Gewerberegister erfolgte am 12. August 1932 die Umschreibung auf die Ehefrau Therese Schweitzer. Carl Schweitzer arbeitet ab diesem Zeitpunkt als freier Handelsvertreter.

 

Am 29. November 1932 wurde die Löschung der Firma Schweitzer & Wertheimer im Handelsregister eingetragen.

 

Danach verkaufte Therese Stoffe, Kurzwaren und Konfektionskleidung in ihrer Privatwohnung.

 

 

Carl, Therese und Sohn Hans um 1932