Familie Rosenberg

In der Vierlingstraße lebte die Familie Rosenberg im Haus Nummer 13 (links nicht zu sehen). Familie Hirschler wohnte Nummer 15 (links das erste Haus).

 

Emil Rosenberg wurde am 7. November 1889 in Osann bei Trier geboren. Am 20 Juli 1921 heiratete er in Frankenthal die zehn Jahre jüngere Anna Karolina (auch Carolina) Brunner und zog an diesem Tage zu seiner Ehefrau in die Vierlingstraße 13. Die Ehe blieb kinderlos. Sie war die Tochter des Seifenfabrikanten Hermann Brunner, geboren 1868 in Krautheim.

 

Hermann Brunner hatte am 27. Juni 1898 in Laupheim Klara (auch Clara) Heilbronner geheiratet, die 1874 in Laupheim geboren wurde. Die Familie wohnte zunächst in Adelsheim, wo die beiden Kinder Anna Karolina 1899) und Ludwig 1904 geboren wurden. Ludwig wanderte im September 1926 in die USA aus, lebte in Indianapolis und nannte sich dort Louis Brunner.

 

Die Familie Hermann Brunner kam am 30. April 1917 nach Frankenthal in die Vierlingstraße 13 und übernahm die Seifenfabrik von Samuel Mohr, die 1880 gegründet worden war. Die Fabrik lag hinter dem Wohnhaus zur Eisenbahnstraße hin. Das Mohrengäßchen weist heute noch darauf hin, dass hier einmal die Seifenfabrik Samuel Mohr war. 

Emil und Anna Rosenberg

Wie viele andere Juden engagierte sich auch Emil Rosenberg in der jüdischen Gemeinde und im Stadtleben. Bei der Wahl des Synagogenrates am 8. Dezember 1929 wurde er als Ersatzmann gewählt. Außerdem engagierte er sich beim Verband der Israelitischen Kultus- gemeinden der Pfalz, der im März 1917 in Neustadt an der Haardt gegründet worden war. Schon auf der Gründungsversammlung wurde er zum juristischen Beirat des Vorstandes bestimmt.

 

Zu diesem Zeitpunkt war Emil Rosenberg noch als Rechtsanwalt in Landau tätig. Danach war er 3. und dann 2. Vorsitzender des Verbandes der Israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz.

 

Anna Rosenberg war ab Anfang Dezember 1927 bis 1933 Erste Vorsitzende des Vereins für Fraueninteressen in Frankenthal.

 

Die Frankenthaler Zeitung vom 15. März 1933 informierte, dass Dr. Emil Rosenberg mit Wirkung vom 1. April 1933 "auf die Stelle eines Rates am Landgericht Frankenthal" versetzt wurde. Doch bereits am 2. Mai 1933 berichtete die Frankenthaler Zeitung, dass er "mit Wirkung vom 1. Mai 1933 gemäß § 3 Abs. 1 Halbsatz 1 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 in den Ruhestand versetzt" wurde.

 

Da die Wohlfahrtsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde Mannheim zusätzlich mit der Betreuung der pfälzischen Juden überfordert war, gründete der Verband der Israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz am 1. November 1933 in Ludwigshafen eine eigene Wohlfahrtsstelle, in der Emil Rosenberg arbeitete. Außerdem war er bis zu seiner Deportation der juristische Berater der Bezirksstelle Pfalz der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" in Ludwigshafen.

 

In der "Reichskristallnacht" vom 9. auf 10. November 1938 demolierten Nationalsozialisten auch das Haus in der Vierlingstraße 13. Sie warfen unter anderem das Klavier und die Bibliothek durch das Fenster auf die Straße.

 

Ruth Bartsch geb. Mundinger, die Tochter des damaligen Predigers der Stadtmission in Frankenthal, wohnte in der Vierlingstraße 30. Sie schilderte, was sie erlebt hatte: "Zum Mittagessen ging ich nach Hause. Als ich am 10. November kurz nach zwölf Uhr in die Vierlingstraße kam, sah ich wie das Klavier von Herrn Rosenberg auf die Straße geworfen wurde. Die Bibliothek folgte hinterher. Die Bücher wurden auf der Straße angezündet."

 

Die Gründe, warum die Eheleute Rosenberg nach den Ereignissen des 10. November 1938 nicht ins Ausland geflüchtet sind, kann man nur vermuten. Wahrscheinlich wollte die Ehefrau ihre Mutter nicht im Stich lassen, während sich der Ehemann den in der Pfalz verbliebenen Juden verpflichtet fühlte. 

 

 

 

Am 22. Oktober 1940 wurden Emil Rosenberg und seine Ehefrau sowie deren Mutter von Frankenthal aus nach Gurs deportiert. Über das Durchgangslager Drancy bei Paris kamen Emil Rosenberg und seine Ehefrau mit dem Transport Nr. 17 am 10. August 1942 nach Auschwitz. Sie wurden durch Beschluss des Amtsgerichtes Frankenthal vom 10. November 1949, für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wurde der 10. August 1942 festgesetzt.

 

Die Mutter der Ehefrau, Klara Brunner geb. Heilbronner, erhielt am 11. April 1941 in Marseille das Visum für in die USA, da der in Indianapolis lebende Sohn für sie die Bürgschaftserklärung abgegeben hatte. Mit dem Schiff Nyassa reiste sie am 26. Juli 1941 von Casablanca nach New York. Sie lebte bei ihrem Sohn Louis in Indianapolis und starb dort am 18. August 1957. Der Bruder Louis von Anna Karolina Rosenberg hatte am 9. Juni 1929 in den USA Erna Fischel geheiratet (geb. 3. Januar 1904 in Breslau). Louis Brunner starb am 8. Oktober 1989 in Indianapolis, seine Frau am 30. September 1992.

 

Zur Erinnerung an Emil Rosenberg wurde im Jahre 2001 in Frankenthal eine Straße am Justizzentrum nach ihm benannt.