Nathan Nathan

Seit 1892 war Nathan Nathan (vorn, 2.v.l.) Lehrer am Privaten Reallehrinstitut Trautmann & Wehrle, dem Vorläufer der Realschule, aus der heraus sich das heutige Albert-Einstein-Gymnasium entwickelte hat.

 

Nathan Nathan, geboren am 18. April 1863 in Altenstadt in Hessen, studierte in Straßburg Neuere Sprachen und Germanistik, wo er 1886 promovierte. 1887 erwarb er das Lehramtsexamen für Englisch, Französisch und Deutsch. Direkt an das Studium schloss sich für ihn - als "ordentlichen Staatsbürger" - 1887/88 der Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Darmstadt an. 1888 wurde er Lehrer an der Gewerbe-und Handelschule in Bad Dürkheim. 1892 kam er an das Private Reallehrinstitut Trautmann & Wehrle, dem Vorläufer der Realschule Frankenthal, aus dem heraus sich das heutige Albert-Einstein-Gymnasium entwickelte.

 

1904 zählte er mit zu den Gründern der Frankenthaler Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins. Er hielt die Rede bei der Einweihung der Pfälzerwaldhütte auf dem Rahnenfels. Im Altertumsverein war er ebenfalls aktives Mitglied.

 

1923 wurde er zum Studienprofessor ernannt, damals ein selten verliehener Titel. Er war bei seinen Schülern sehr beliebt und so hielt er, statt des Schulleiters, bei der 50-Jahr-Feier der Realschule 1928 in der Jahnturnhalle die Festrede. Aus Anlass dieses Jubiläums übergab er als Geschenk einen Pfandbrief über 1000 Goldmark. Die Zinsen sollten zum Ende jedes Schuljahres an besonders würdige und bedürftige Schüler überreicht werden. 1939 löschte die nationalsozialistische Schulbehörde seinen Namen aus dem Stiftungsnamen.

 

Er war "ausgestattet mit äußerst reichem Wissen und gutem pädagogischem Geschick und selten ausgeprägtem Pflichtgefühl", schrieb die Frankenthaler Zeitung 1928 zu seiner Pensionierung.

 

Nathan Nathan vor seiner Deportation nach Gurs am 22. Oktober 1940 im Hof der Maxschule in Ludwigshafen. Da das Foto exemplarisch den Machtanspruch der NS-Diktatur gegenüber dem "alten Juden" symbolisiert, wird es in vielen Gedenkstätten gezeigt.

Die letzten Lebensjahre verbrachte Dr. Nathan Nathan in großer Zurückgezogenheit in seiner Wohnung in der Gabelsbergerstraße 5. Am 22. Oktober 1940 wurde er mit den anderen noch in Frankenthal lebenden Juden nach Gurs deportiert. Aufgrund der Strapazen starb der 77-jährige dort bereits am 4. November. Sein Grab befindet sich auf dem Lagerfriedhof.