Familien Levi - Lindberg - Salomon

Frankenthal vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Das Haus der Familie Levi Karolinenstraße 7 (rechts unten) ist auf dem Foto nicht zu sehen. Heute befindet sich hier die Willy-Brandt-Anlage. Karolinenstraße 7 wäre im Bereich des heutigen Biergartens.

 

Der jüdische Religionslehrer und Kantor Lazarus Levi, der als Sänger einen besonderen Ruf weit über Frankenthal hinaus hatte, wurde am 16. Juli 1862 in Eckardroth (Hessen) geboren und kam 1896 nach Frankenthal. Die Familie wohnte in der Karolinenstraße 7. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach Kriegsende abgerissen. Heute befindet sich dort ein Biergarten. Lazarus Levi starb am 17. November 1919, seine Ehefrau Sophie am 26. November 1930, beide in Frankenthal. Das Grab mit dem Grabstein ist auf dem neuen jüdischen Friedhof in Frankenthal heute noch erhalten.

 

Im August 2015 erhielt der Förderverein für jüdisches Gedenken eine Anfrage:

 

"Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich forsche über die Malerin Charlotte Salomon. Ihre Stiefmutter, die damals berühmte Sängerin Paula Lindberg, heiratete 1930 den Vater Charlottes, Professor Albert Salomon. Die Heirat fand im Heimatort Paula Lindbergs in Frankenthal am Rhein statt. Lindbergs Vater war dort Rabbiner (Levi) gewesen. (Er war 1930 aber bereits tot, die Mutter lebte noch.)

 

Paula Levi hat sich zu Beginn ihrer Karriere  in Lindberg umbenannt. In manchen Quellen wird auch Kurzenberg als Heimatort der Levis genannt, als sei das ein Dorf in der Nähe (oder eingemeindet.)

 

Ich wundere mich, dass unter den berühmten Persönlichkeiten Frankenthals die dort geborene Paula Lindberg nicht genannt wird.

 

Sie könnten vielleicht anhand der Urkunden und Dokumente herausfinden, wie die Eltern Paulas hießen und was es mit dem Ortsnamen Kurzenberg auf sich hat."

 

In der Tat kannte der Förderverein zwar Paula Levi-Lindberg als bekannte Sängerin. Über ihr Leben war bis zu diesem Zeitpunkt der Förderverein wenig informiert. Über ihren Vater Lazarus Levi hatte ein Vortrag in der Volkshochschule im Frühjahr 2016 berichtet: "Rabbiner und Kantoren in Frankenthal". Lazarus Levi war Kantor, kein Rabbiner.

 

Inzwischen hat der Förderverein die wichtigsten deutschsprachigen Bücher zu Paula Salomon-Lindberg und Charlotte Salomon gekauft und Filme und Schallplatten im Internet angesehen beziehungsweise angehört. Im Buch von Christine Fischer-Detroy erzählt Paula Salomon-Lindberg von ihrem Vater, der Rabbiner in Frankenthal gewesen sei.

 

Am 14. März 2017 informierte der Förderverein in einem Volkshochschulvortrag ausführlich über das Leben der bekannten Sängerin, die fast 103 Jahre alt wurde.

 

Der Förderverein will sich dafür einsetzen, dass Paula Salomon-Lindberg auf den Internetseiten der Stadt Frankenthal gewürdigt wird.

 

Am 18. November 2016 schrieb Die Rheinpfalz auf ihrer Kulturseite:

 

"Wider das Vergessen – in Autobio- grafien und biografischen Romanen nimmt jüdisches Schicksal inzwischen auch in der deutschen Literatur einen gebührend breiten Raum ein. Jetzt beeindruckt der französische Schriftsteller und Drehbuchautor David Foenkinos mit seinem biografischen, mit dem Prix Renaudot und dem Prix Goncourt des lycéens ausgezeichneten Roman "Charlotte" deutsche Leser.

 

Es ist ein verstörendes Porträt der hierzulande wie auch in Frankreich wenig bekannten Berliner Malerin Charlotte Salomon, deren Lebens- und Leidensgeschichte er aufzeichnete, um ihr Schicksal einem breiteren Publikum bekannt zu machen."

 

Charlotte Salomon, Paula Salomon-Lindbergs Stieftochter, floh 1938 aus Berlin nach Südfrankreich. Bevor sie sich in ihrer Verzweiflung selbst tötete - wie acht Frauen in ihrer Familie - vertraute sie auf ihre künstlerische Kreativität und schuf zwischen 1940 und 1942 rund 1325 Gouachen in expressionistischem Stil, die bis ins Detail ihr Leben aus ihrer Sicht differenziert darstellen. Manche setzen dieses Werk mit dem Tagebuch der Anne Frank gleich.

 

Charlotte Solomon erlebte am Ende ihres Lebens noch ein kurzes Glück mit dem österreichischen Flüchtling Alexander Nagler. Sie wurde schwanger und heiratete. Nach der endgültigen Besetzung Südfrankreichs durch die deutsche Besatzung wurde sie im Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert und am Tag der Ankunft am 10. Oktober 1943 ermordet. Sie wurde nur 26 Jahre alt.

 

Inzwischen hat sich auch geklärt, wie der Name "Kurzenberg" als Geburtsort von Paula Levi entstanden ist: Charlotte Salomon widmet der Beerdigung von Sophie Levi, der Frau von Lazarus Levi, in ihrem Lebenswerk "Leben? Oder Theater?" eine Seite und schreibt dort irrtümlich von "Kurzenberg am Rhein". 

 

Am 8. November 2017 informierte der Förderverein in einem Volkshochschulvortrag über Charlotte Salomon.