Familie David Leva

   

David Leva kam am 18. Dezember 1870 in Ruchheim als eines von neun Kindern der Eheleute Jakob (genannt Markus) und Friederika Leva geborene Kahn zur Welt. Die Familie war in dem Dorf geachtet und beliebt. Nur dadurch, dass Vater Jakob sein leerstehendes Haus zur vorläufigen Unterbringung der Kinderschule zur Verfügung stellte, konnte diese verwirklicht werden.

 

David Leva

David Leva heiratete am 5. April 1908 in Dornach/Mühlhausen (Elsass), Johanna (Jeanne) Wallach. Sie wurde dort am 13. September 1879 als Tochter der Eheleute Abraham und Helene Wallach geborene Wallach geboren.

 

Das Ehepaar wohnte zuerst in Ruchheim, wo die drei Söhne geboren wurden:

Robert am 9. Januar 1909

Max am 30. Mai 1910 und

Alfred am 5. April 1912

 

Warum David Leva in die Stadt Frankenthal kam, kann nur vermutet werden. Er war wie seine beiden Brüder Jakob und Joseph Viehhändler geworden. Die drei Brüder machten viele ihrer Viehhandels-Geschäfte gemeinsam. Durch die schnell wachsenden Städte war der Bedarf an Milchkühen und Schlachtvieh sehr groß. Sie kauften das Vieh an weit entfernt liegenden Orten und ließen es mit der Eisenbahn zu den Bahnhöfen Oggersheim oder Flomersheim transportieren. Beide waren die nächstliegenden zu ihrem Geschäftssitz. An Zwischenstationen wurden die Tiere ausgeladen, gefüttert und getränkt. David Leva war der Meinung, dass seine zwei Brüder als Viehhändler in dem kleinen Dorf Ruchheim genug sind. Aber die naheliegende Stadt Frankenthal, mit einem eigenen Bahnhof, für seine geschäftliche Tätigkeit besonders geeignet sei. Die Viehhandel-Geschäfte könne er weiterhin gemeinsam mit seinen beiden Brüdern tätigen. So verzog er am 10. Juli 1912 mit seiner Familie nach Frankenthal in die Vierlingstraße 17. Hinter dem Haus, zur Eisenbahnstraße hin, befanden sich die Stallungen, in dem das Vieh gehalten wurde.

Johanna (Jeanne) Leva

Mit dem Viehhandel hatte David Leva ein gutes Einkommen und die Familie sah einer glücklichen Zukunft entgegen. Doch dann brach der 1. Weltkrieg aus und die Lebensbedingungen änderten sich. Das Einkommen von David Leva wurde geringer – aber es war immer noch genug für einen angemessenen Lebensunterhalt. Die drei Söhne gingen in Frankenthal in die Volksschule und wechselten nach der vierten Klasse auf die Realschule.

 

David Leva hatte eine soziale Lebenseinstellung. Er hatte als Kind bei acht Geschwistern gelernt, dass man nicht nur „Nehmen“ kann, sondern auch „Geben“ muss. So mancher Bauer fand morgens in seinem Stall überraschend eine Milchkuh vor, die bei Nacht von David Leva hingebracht wurde, obwohl ihm erklärt worden war, dass man nicht bezahlen könne. David Leva war ein ehrlicher Händler und so konnte ihm auch eine Anklage wegen Betrugsversuches nichts anhaben. Er wurde freigesprochen.

 

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 änderten sich auch für die Familie David Leva die ruhigen Zeiten. Die beiden jüngsten Söhne verließen bereits 1933 Frankenthal und verzogen nach Mühlhausen.

Robert Leva

Die Krankheit des ältesten Sohnes Robert war vermutlich der Grund, warum die Eltern nicht mit den Söhnen Max und Alfred nach Frankreich gingen. Robert verstarb am 18. Dezember 1935 in der Kreis-Kranken- und Pflegeanstalt in Frankenthal und wurde auf dem neuen Jüdischen Friedhof in Frankenthal beigesetzt.

 

In der Frankenthaler Zeitung zeigte die Firma Dreher & Brecht oHG, am Samstag, den 23. Januar 1937, „mit deutschem Gruß“ an, dass sie das Viehgeschäft von David Leva übernommen haben. Das Anwesen Vierlingstraße 17 mit den Stallungen kaufte die Westmärkische Viehverwertung GmbH in Kaiserslautern.

 

David Leva und seine Ehefrau flüchteten 1937 nach Frankreich, wo sein Leben am 7. Oktober 1939 in Laferte-sur-Amance zu Ende ging. Seine Witwe wurde Anfang 1944 dort verhaftet und kam mit dem Transport Nr. 68 am 10. Februar 1944 über das Durchgangslager Drancy nach Auschwitz. Danach verlieren sich alle Spuren. Sie gilt als verschollen.

Grabstein des Robert Leva auf dem neuen Jüdischen Friedhof

Die Feldgrundstücke, die in der Gemarkung der Stadt Frankenthal lagen, erwarb die St.-Elisabeth-Hospital-Stiftung. Man kann vermuten, dass die Stadtklinik Frankenthal heute auf ehemaligem Gelände von David Leva steht.

 

Die Feldgrundstücke in der Gemarkung Ruchheim gingen auf die Bayerische Bauernsiedlung GmbH in München über; die in der Gemarkung Ludwigshafen-Oppau erwarb die I.G.-Farben AG und die in der Gemarkung Ludwigshafen-Edigheim kauften die dortigen Landwirte Otto Diehl und Rudolf Ohlinger.

 

 

Alfred Leva

Nach dem 2. Weltkrieg hielten sich Max und Alfred Leva einige Wochen in der Stadt Frankenthal auf. Sie wollten die Viehhandlung Leva wieder ins Leben rufen. Das Vorhaben scheiterte an den finanziellen Erfordernissen.

 

Alfred Leva starb am  27. September 1983 in Mühlhausen/Frankreich.

 

Max Leva heiratete am 10. Juni 1947 in Ingwiller die 25-jährige Jeannette Netter.

 

Die junge Familie wohnte in Mulhouse/Frankreich, wo am 13. April 1949 der Sohn Robert und am 16. November 1950 die Tochter Monique zur Welt kamen.

 

Max Leva starb am 14. Juli 1980 in Mulhouse.

 

Seine Witwe und Kinder leben heute in Frankreich.

Max Leva

Familie Samuel und Emma Bodenheimer, geborene Leva

 

Nachdem David Leva und seine Ehefrau nach Frankreich geflüchtet waren, zog am 15. September 1938 seine Schwester Emma mit ihren beiden Kindern Jakob Ernst und Alice Regina in das Haus ihres Bruders in der Vierlingstraße 17 ein. Emma Leva, geboren am 4. März 1867 in Ruchheim, hatte am 19. Oktober 1892 in ihrem Geburtsort Samuel Bodenheimer geheiratet. Dieser war am 4. September 1851 in Lachen, heute ein Ortsteil der Stadt Neustadt, zur Welt gekommen. Er verstarb am 12. November 1920 in Heidelberg. 

 

Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, die alle in Lachen geboren wurden: Rosalie, am 12. Februar 1894, verstorben am 14. Februar 1894 in Lachen, Jakob Ernst, am 26. Oktober 1895, Wilhelm Emanuel, am 25. April 1898, umgekommen im Dezember 1943 im KZ Auschwitz und Alice Regina, am 22. September 1900.

 

Die Witwe und Mutter Emma verstarb bereits am 10. Dezember 1938 im Krankenhaus in Bruchsal. Nur ein Monat vorher wurde am 10. November 1938 die Wohnung der Bodenheimers in der Vierlingstraße 17 von NS-Schergen heimgesucht, die alles kurz und klein schlugen. Der Sohn Jakob Ernst kam an diesem Tag ins Landgerichtsgefängnis Frankenthal und von dort ins KZ Dachau, wo er circa sechs Wochen blieb. Am 10. November 1939 flüchtete er in die Niederlande und emigrierte dann in die USA. Er lebte in Cincinnati, Ohio, USA, wo sein Leben am 1. Dezember 1981 endete.

 

Die Tochter Alice Regina wurde am 22. Oktober 1940 von Frankenthal aus ins „Camp de Gurs“ verschleppt. Von dort kam sie am 11. März 1941 ins Lager Rivesaltes und am 13. September 1942 ins Durchgangslager Drancy. Mit dem Transport Nr. 33 wurde sie am 16. September 1942 ins KZ Auschwitz deportiert. Sie ist seitdem verschollen.