Familie Kahn

   

Im April 1910 verlegte Edmund Kahn sein Landesprodukten-, Mehl- und Futtermittel-Geschäft von Heßheim nach Frankenthal in die Kanalstraße 2. Das Geschäft lag gegenüber der Zwölf-Apostel-Kirche, dort, wo sich heute der Parkplatz vor dem Dathenushaus befindet.

 

Edmund Kahn wurde am 14. November 1877 in Heßheim als jüngstes Kind des Maklers und Mehlhändlers Wolf Kahn und seiner Ehefrau Karoline geborene Hirschler, geboren.

 

Er hatte noch fünf Geschwister:

 

  • Lina, geboren am 7. September 1866 in Elmshausen, starb am 18. Februar 1940 in Frankenthal.
  • Henriette (auch Hermine), geboren am 6. Februar 1869 in Heßheim, wurde am 22. Oktober 1940, nach Gurs deportiert, wo sie bereits am 10. Dezember 1940 starb (Grab Nr. 354). Sie war Modistin von Beruf.
  • Heinrich, geboren um 1871 in Heßheim. Er war Kaufmann in Grünstadt.
  • Franziska, geboren am 10. Januar 1874 in Heßheim
  • Hermann, geboren um 1876 in Heßheim.

 

Lina heiratete am 12. Juli 1897 in Frankenthal den Schlosser und Viktualienhändler Jakob Meisel, geboren am 15. April 1869 in Laa an der Thaya in Österreich; er starb am 21. März 1933, seine Ehefrau Lina am 18. Februar 1940 in Frankenthal (siehe Biografie der Famile Meisel).

 

Beide hatten drei Kinder:

  • Elise, geboren am 27. Juli 1898 in Ludwigshafen, starb am 3. Februar 1900 in Frankenthal.
  • Ernst Hugo, geboren am 3. Juli 1900 in Frankenthal, flüchtete vor den Nationalsozialisten nach England und im Mai 1946 in die USA. Er starb im Februar 1984 in Los Angeles, CA, USA.
  • Die Tochter Anna Hermine, geboren am 7. November 1903 in Frankenthal, wurde am 22. Oktober 1940 von Frankenthal in das Camp de Gurs am Fuße der südfranzösischen Pyrenäen deportiert. Sie kam über das Lager Rivesaltes in das Durchgangslager Drancy und am 14. August 1942 mit dem Transport Nr. 19 in das KZ Auschwitz. Sie ist seitdem verschollen.

Franziska hatte am 29. August 1899 in Frankenthal den Monteur Johannes Gross geheiratet. Er hatte die evangelische Konfession und wurde am 20. Juli 1869 in Frankenthal geboren; hier starb er am 19. Februar 1920. Die Ehe blieb kinderlos. Franziska Gross wurde am 22. Oktober 1940 von Frankenthal in das Camp de Gurs, der Vorhölle von Auschwitz, deportiert.

 

Sie überlebte und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Frankenthal zurück, wo ihr Leben am 31. Juli 1951 endete. Sie wurde auf dem neuen Jüdischen Friedhof in Frankenthal bestattet. Ihr Grab (rechts vom Eingang siehe unter neuer Jüdischer Friedhof) ist bekannt, trägt aber keinen Grabstein.

 

             

Edmund Kahn

             

Emil Kahn

Edmund Kahn heiratete am 14. Juni 1904 in Heßheim Johanna – genannt Jenny – Loeb, die am 26. April 1878 in Fußgönheim zur Welt gekommen war. Einziges Kind des Ehepaares war Sohn Emil Elias, geboren am 18. Februar 1905 in Heßheim.

 

Während des Ersten Weltkrieges wurde der Landesprodukten-handlung Edmund Kahn von der Bayerischen Heu- und Strohverteilungsstelle, I. Bayer. Armeekorps München, Ende des Jahres 1916 der Ankauf von Stroh als Hauptvermittler für die Rheinpfalz übertragen.

 

 

 

Anzeige vom 31. Januar 1918, im unteren Teil der Anzeige: Angebot zum Abschluss von Anbauverträgen. Über der Anzeige der Aufruf "Schont das Papiergeld".
Anzeige vom 26. April 1918

Edmund Kahn gründete Anfang Dezember 1919 mit vier weiteren Personen die offene Handelsgesellschaft „Erste Frankenthaler Zigarren- und Tabakfabrik Kahn & Co.“, aus der er bereits am 10. Dezember 1920 ausschied.

 

In der Sitzung des Senates vom 25. Juli bzw. 22. August 1922 wurden die Herstellung einer Toreinfahrt und das Versetzen der Ladeneingangstür genehmigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Anzeige vom Januar 1919

Im November 1930 wurde das Einzelunternehmen Edmund Kahn in eine GmbH umge-wandelt. Geschäftsführer wurde Edmund Kahn. Das Stammkapital der GmbH betrug 20.000 RM, die gemäß Gesetz vom 5. Juli 1934, mit Wirkung vom 16. Juli 1938 wieder in eine Einzelunter-nehmung umgewandelt wurde.

 

 

Am 3. Januar 1931 wurde neben dem Landesproduktengeschäft ein Liegenschafts- und Hypotheken-Büro eröffnet.

 

Als Ende Juni 1931 in Frankenthal die Ausstellung „Wunder der Natur“ stattfand, beteiligte sich auch die Firma Edmund Kahn GmbH daran.

 

Das Anwesen Ecke Karl-Theodor-Straße 1 / Kanalstraße 2 wurde am 10. November 1938 frühmorgens von NS-Mitgliedern verwüstet. Der Betrieb musste deshalb dauerhaft geschlossen werden.

 

An diesem Tage kam Edmund Kahn in das Landgerichtsgefängnis Frankenthal und dann für zirca sechs Wochen ins KZ Dachau. Das Wohn- und Geschäftshaus Kanalstraße 2, das Edmund Kahn gehörte, erwarb der Elektromeister Leo Wißmeier. Das weitere Anwesen Speyerer Straße 32, das ebenfalls im Eigentum von Edmund Kahn war, ging auf den Fahrradhändler E. Uhrig über.

 

Anzeige von 1919

Edmund Kahn und seine Ehefrau Johanna wurden am 22. Oktober 1940 von Frankenthal aus in das Deportationslager Gurs deportiert. Johanna Kahn starb dort am 28. Oktober 1941 (Grab Nr. 864). Edmund Kahn kam im Dezember 1941 ins Lager Noé, wo er am 22. Juni 1943 starb.

 

Der Sohn Emil Elias, der bei seinen Eltern wohnte und als Kaufmann im Geschäft seines Vaters tätig war, flüchtete vor den National-sozialisten am 19. Mai 1937 von Frankenthal nach Amsterdam. Dort wohnte er in der Amstelkade 64 huis und war als Tischler Mitinhaber eines Wohnungsein-richtungsgeschäftes.

 

Am 27. November 1940 heiratete er Jeanette geborene Cohen de Lara. Das Paar kam 1942 ins Durchgangslager Westerbork; wo am 10. März 1943 ihr Sohn Jules Edmund Kahn geboren wurde. Er starb dort bereits am 23. März 1943 und wurde am 25. Mai 1943 auf dem Jüdischen Friedhof in Diemen bei Amsterdam begraben.

 

Die Ehefrau überlebte den Zweiten Weltkrieg, wohnte im Jahr 1951 in der Wegastraße 4, Hilversum/ Niederlanden und verstarb 1994.

 

Emil Elias Kahn wurde vom Durchgangslager Westerbork ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 17. September 1943 ermordet wurde.

Stolpersteine für die Familie Kahn

Für Mitglieder der Familie Kahn wurden auf dem Bürgersteig vor dem Dathenushaus drei Stolpersteine verlegt. An dieser Stelle befand sich das Wohn- und Geschäftshaus von Edmund Kahn.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stolpersteinverlegung vor dem Dathenushaus mit Blick auf die Zwölf-Apostel-Kirche im Jahr 2005