Frankenthal erhielt 1577 die Stadtrechte

Das Portal des im Jahre 1119 gegrün- deten Augustiner-Chorherrenstiftes

In den Magazinen des Stadtarchiv - dem "Gedächtnis der Stadt" - lagern Urkunden aus dem 16. Jahrhundert, als holländische Glaubensflüchtlinge Frankenthal zu einem blühenden Gemeinwesen formten, Dokumente aus dem 17. Jahrhundert, als die Stadt eine der stärksten Festungen auf dem linken Rheinufer war, Unterlagen aus dem 18. Jahrhundert, als Frankenthal zu Kurfürst Carl Theodors "Fabriquenstadt" wurde, Protokolle aus dem 19. Jahrhundert, als Frankenthal zum wichtigen Industriezentrum wuchs, aber auch Akten, Pläne, Photographien aus den letzten Jahrzehnten, die den gesellschaftlichen und sozialen Wandel und die Entwicklung der Stadt in der neuesten Zeit dokumentieren. 

 

Frankenthal hat eine lange Geschichte. Am 29. Oktober 1577 verlieh Pfalzgraf Johann Casimir der noch jungen Gemeinde die Stadtrechte und nahm sie damit in den Kreis der anderen Städte seiner Pfalzgrafenschaft, die die Ämter Lautern, Neustadt, Alzey und Böckelheim umfaßte, auf. 

 

Erstmals erwähnt wird Frankenthal in einer Urkunde des Klosters Lorsch aus dem Jahre 772. Das Dorf war fränkischen Ursprungs und lag damals noch direkt am Rhein, der seinen Lauf erst im 9. Jahrhundert nach Osten verlagerte.

 

Im Jahre 1119 gründete der Wormser Adelige Erkenbert  in Frankenthal ein Augustinerchorherrenstift, das sich bald zu einem bedeutenden religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum für die gesamte Region entwickelte. Reste der Stiftskirche sind noch heute erhalten.

 

Da die Gebäude des Stifts nach der Reformation leer standen, stellte sie Kurfürst Friedrich III. 1562 niederländischen Flüchtlingen, die ihre Heimat wegen ihres reformierten Glaubens hatten verlassen müssen, zur Verfügung. Die junge Gemeinde, unter deren Mitgliedern sich zahlreiche Maler, Gold- und Silberschmiede. Gobelinwirker, Textilfabrikanten und Kaufleute befanden, prosperierte rasch und erhielt schließlich an jenem 29. Oktober 1577 die Stadtrechte. 

 

Die wertvolle Urkunde, auf der die Stadtrechte niedergeschrieben sind, besteht aus zwölf Blatt Pergament. Sie ist in Besitz des Stadtarchivs Frankenthal und wird im städtischen Erkenbert-Museum ausgestellt. Sie besteht aus drei Teilen, in denen zum einen die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse, zum anderen die Zusammensetzung und die Bestellung des weltlichen Regiments vom Schultheißen über die Gerichtsschöffen und Ratsherren bis zum Amtsbüttel und zu den Rottmeistern und schließlich die Verleihung von Privilegien geregelt sind. Unter anderem schenkte Johann Casimir der jungen Stadt 1000 Gulden zum Bau eines Kanals zum Rhein, befreite die Einwohner von jeder Abgabe für die Ausfuhr von "Korn, Wein und Tuch" und erließ alle Zölle auf Güter des eigenen Lebensbedarfs.

 

Die "Geburtsurkunde" der Stadt schließt mit den Worten: "Dies zu Urkund mit unserem anhängenden Siegel bekräftigt und gegeben zu Lautern, den 29. Oktober, nach Christi, unseres lieben Herrn und Seligmachers Geburt im 1577sten Jahr, Johann Casimir, Pfalzgraf". 


Aufgrund von Dokumenten im Stadtarchiv kann man feststellen, dass Juden vermutlich ab Mitte des 16. Jahrhunderts - vor 1558 - Handel im Schutz des Frankenthaler Klosterbezirks (im Bereich der heutigen Erkenbert-Ruine) getrieben haben. Frankenthal lag in unmittelbarer Nachbarschaft der drei bedeutenden rheinischen Judengemeinden Speyer (Spira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza).