Gabriele Steinmacher erforschte die Geschichte der Juden in Frankenthal

Gabriele Steinmacher (Mitte), seit 1995 Mitglied im Förderverein für Jüdisches Gedenken Frankenthal, und seit 1999 dessen Stellvertretende Vorsitzende, ist am 21. Oktober 2005 nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.

Gabriele Steinmacher, seit 1995 Mitglied im Förder-verein für Jüdisches Ge- denken Frankenthal, und seit 1999 dessen Stellvertretende Vorsitzende, ist am 21. Oktober 2005 gestorben.

 

Sie wurde 1957 in Ludwigshafen geboren. An der Universität Mainz studierte sie Buchwesen, Evangelische Theologie, Judaistik und Kunst- geschichte. Nach dem Examen arbeitete sie an ihrer Dissertation über jüdische Gemeindebüchereien in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg.

 

Bereits während der Schulzeit lebte sie in den Ferien in einem Kibbuz in Israel. Später nahm sie an Ausgrabungen in Jerusalem teil. Sie besuchte mehrmals Israel.

 

Das Studium jüdischen Lebens in Deutschland war ein inhaltlicher und praktischer Schwerpunkt ihres Lebens. 1995 nahm sie an einer Führung "Jüdisches Leben in Frankenthal" teil und trat danach in den Förderverein ein. Sie war maßgeblich beteiligt an der Dokumentation der noch vorhandenen Grabsteine auf den beiden Jüdischen Friedhöfen. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse konnte sie die hebräischen Schriften auf den Steinen erfassen und übersetzen. Da die Steine wegen der ständigen Verwitterung immer mehr zerfallen, bildet die Dokumentation mit ihren Texten und Fotos ein wichtiger dauerhafter Teil Frankenthaler Geschichte.

 

In der Vierlingstraße informiert Gabriele Steinmacher (links) über die Aktion Stolpersteine.

Im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Forschung suchte sie in allen verfügbaren Archiven nach Dokumenten über die Geschichte der Juden in Frankenthal und in der Pfalz. Von ihren Nachforschungen profitierte auch der Förderverein. Das Wissen über die Geschichte der Juden in Frankenthal wurde dadurch maßgeblich erweitert. Ihre Ergebnisse stellte sie immer wieder dem Förderverein zur Verfügung. Sie wurden in vielen Veranstaltungen veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Gabriele Steinmacher hat in mühsamer Detailarbeit die umfassende "Juden-Kartei", vom NS-System 1933 eingeführt, digital erfasst und dadurch für weitere Forschungen und konkrete Aktivitäten verfügbar gemacht. Durch ihre Nachforschungen wurden bereits vorhanden Kontakte mit ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern wieder hergestellt und neue Kontakte aufgebaut. Auch hier konnte sie viele neue Informationen sammeln. Bei Besuchen von Juden aus Israel und den USA war sie immer engagiert.

 

Gabriele Steinmacher (verdeckt) zeigt Schülerinnen und Schülern des Karolinen-Gymnasiums den ältesten Grabstein auf dem Alten Jüdischen Friedhof.

Seit 1999 war Gabriele Stellvertretende Vor- sitzende des Fördervereins. Sie hat zahlreiche Veranstaltungen vorbe- reitet und organisiert. Ihre Spaziergänge durch das "Jüdische Frankenthal" fanden viele interessierte Menschen. Ihr umfassen- des Wissen, die zahlreichen Dokumente, die sie vorzeigen konnte, sowie ihre freundliche und lockere Art der Präsentation brachten ihr viel Zustimmung und Anerkennung.

 

Mehrere Fotos und viele Informationen im Internet-Auftritt www.Juden-in-Frankenthal.de erinnern dauerhaft und weltweit an das große Engagement von Gabriele Steinmacher.