Zwangsarbeiter in der Industrie

Das Beispiel KSB

Französische Kriegsgefangene im Frankenthaler Lager

 

Zwangsarbeiter wurden überall eingesetzt – in Rüstungsbetrieben ebenso wie auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten.

 

Eginhard Scharf beschreibt in seinem Buch "Man machte mit uns, was man wollte- Ausländische Zwangsarbeiter in Ludwigshafen am Rhein von  1939-1945" die Entwicklung des Einsatzes von Zwangsarbeitern in der Industriestadt Ludwigshafen von 1939 bis 1945.

 

Er schildert darin die beschwerlichen und harten Lebensbedingungen, denen diese Menschen in einer für sie meist fremden und feindlichen Umwelt unterworfen waren: Lange Arbeitszeiten, niedriger Lohn, unzureichende Ernährung und bescheidene hygienische Verhältnisse, ein rigides Straf- und Unterdrückungs-system sowie vermehrt die Schrecken des Luftkrieges prägten ihren Alltag.

 

Umschlag des Buches von Eginhard Scharf

 

In einem Aufsatz gibt Eginhard Scharf eine Einschätzung über die wissenschaftliche Darstellung der Zwangsarbeit in Frankenthal: In den Grundzügen, zum Teil sogar bis in die Einzelheiten hinein, kann man für Frankenthal den gleiche Befund feststellen, wie er für Ludwigshafen erhoben wurde, nur mit dem Unterschied, dass die Quellenbasis hier noch wesentlich schmaler bemessen ist.

 

Zwangsarbeiter in Frankenthal

 

Eginhard Scharf schreibt über die Situation bei Klein, Schanzlin & Becker (KSB):

 

"Bei der Entwicklung grundlegender Richtlinien für den betrieblichen Einsatz der Ostarbeiter setzte in der Pfalz die Maschinenfabrik KSB (Klein, Schanzlin und Becker) Frankenthal in mancherlei Hinsicht die Maßstäbe.

 

Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit einem verhältnismäßig großen Kontingent von Ostarbeitern versorgt – 310 Personen (209 Männer, 101 Frauen) am 25. April 1942, 395 Personen am 30. Juni 1942 (291/104) – , führte der an verschiedenen Marinerüstungsprogrammen und der V2-Raketenproduktion beteiligte Kriegsmusterbetrieb KSB Frankenthal vor der IG Farben Ludwigshafen und wohl als erstes Unternehmen in der Pfalz überhaupt noch in der ersten Jahreshälfte 1942 zur Disziplinierung der Ostarbeiter ein Leistungsklassensystem ein, das den Druck auf die ausländischen Arbeitskräfte erheblich verstärkte und als Modell für die Maximierung der Arbeitsleistung in den Rüstungsbetrieben großen Anklang fand.

 

Ein Kernelement dieses Systems war die Koppelung des Umfangs der Essensrationen an die erbrachte individuelle Arbeitsleistung. Entsprechend seiner Zugehörigkeit zu einer der Leistungsklassen wurde der einzelne Arbeiter einer Verpflegungsklasse zugewiesen.

 

Das System funktionierte also nach dem Grundgedanken, dass Hunger als primäre Leistungsmotivation an die Stelle angemessener Entlohnung trat, ohne dass das Niveau der Lebensmittelversorgung auch für die Leistungsstärksten durch die zusätzlichen Rationen entscheidend angehoben wurde.