Zwangsarbeit in der NS-Diktatur

Gräber der Zwangsarbeiter auf dem alten jüdischen Friedhof in Frankenthal

 

 

Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion nahmen die Anforderungen an die deutsche Wirtschaft erheblich zu. Je mehr Militärmaterial und Soldaten an der neuen Front gebraucht wurden, um so mehr musste im Deutschen Reich zusätzliche Arbeitskäfte rekrutiert werden.

 

Seit Frühjahr 1942 nahm der Bedarf an Arbeitskräften in Form der Zwangsarbeit in allen Bereichen zu, von der zivilen Zwangsarbeit im Reich über die Beschäftigung von Kriegsgefangenen bis zu den Häftlingen im System der Konzentrationslager in de besetzten Gebieten.

 

Man geht heute von 20 Millionen Betroffenen aus, davon 13 Millionen im Deutschen Reich.

 

 

Zwangserziehung und Zwangsarbeit waren von Anfang an entscheidende Bereiche der NS-Diktatur.

 

Arbeitsverweigerer, Asoziale, Obdachlose, Bettler, Wanderarbeiter, Alkoholkranke und Kriminelle wurden ab 1933 durch entsprechende Maßnahmen immer wieder zu verschiedenen Arbeiten gezwungen.

 

Bekannt sind unter anderem die Emslandlager im Westen Niedersachsens. Hier richteten die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 insgesamt 15 Konzentrations-, Straf- und Kriegsgefangenenlager mit wechselnden Funktionen ein. Im Konzentrationslager Börgermoor entstand das berühmte Lied "Die Moorsoldaten", das am 27. August 1933 zum ersten Mal aufgeführt wurde. In diesem Zeitraum wurden die politischen Gefangenen vor allem bei der Trockenlegung der Moore eingesetzt.

 

Durch die zunehmende Militarisierung der Wirtschaft und die Vorbereitungen auf die Angriffskriege wurden die Projekte (Autobahnbau, Westwall, erste Schutzbunker, usw.) und der Bedarf nach arbeitenden Menschen immer größer.

 

Zwangsarbeiter wurden überall eingesetzt – in Rüstungsbetrieben ebenso wie auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk oder in Privathaushalten.

 

Jeder aus der Bevölkerung ist ihnen begegnet – ob als Besatzungssoldat in Polen oder als Bäuerin in Bayern.

 

Mit keinem anderen nationalsozialistischen Verbrechen waren derart viele Menschen persönlich konfrontiert – als Opfer, Täter oder Zuschauer.

 

Bereits nach den Überfällen der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 und auf Frankreich 1940 wurden polnische und französische Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter (Fremdarbeiter) eingesetzt.

 

Ab Januar 1942 werden die ersten „Ostarbeiter“ mit Zügen ins Deutsche Reich deportiert.

 

Zwangsarbeit wurde ebenfalls in den NS-Konzentrationslagern im Kriegsverlauf immer umfangreicher als eine Form der Ausbeutung und Vernichtung der Häftlinge eingesetzt.

 

Ziele der Zwangsarbeit nach Kriegsbeginn waren vor allem:

 

-  Arbeitsersatz der durch den Kriegseinsatz in der Wehrmacht in Deutschland

   fehlenden Männer

-  Einsparungen für deutsche Firmen, da Zwangsarbeiter günstiger als reguläre

   Arbeiter waren

-  Erhöhung der Staatseinnahmen, durch von der Industrie zu übernehmende

   Verleihgebühren und „Ausländersonderabgaben“

-  Vernichtung durch Arbeit

 

Die Bezeichnungen der Lager waren je nach Zweck und Zuständigkeit auch im Zeitablauf unterschiedlich.

 

Bereits 1933 wurden kleinere "Konzentrationslager" (sie wurden offiziell so genannt) in Neustadt für pfälzische und in Osthofen für Rheinhessische Oppositionelle eingerichtet.

 

Die ersten größeren Konzentrationslager wie das KZ Dachau und das KZ Oranienburg wurden ursprünglich „Schutzhaftlager" genannt.

 

In fast allen Konzentrationslagern, Arbeitslagern und Umerziehungslagern war harte Zwangsarbeit, willkürliche Misshandlung und teilweise Vernichtung durch Arbeit an der Tagesordnung.