Hitlers willige Vollstrecker

1996 erregte ein Buch großes Aufsehen

Mit seinem Buch "Hitlers willige Vollstrecker" (Hitler’s Willing Executioners) sorgte der amerikanische Wissenschaftler Daniel Jonah Goldhagen 1996 in Deutschland für eine erneute Debatte um die Ursachen des Holocausts.

 

Goldhagen geht der Frage nach, warum und wie der Holocaust geschah und was ihn ermöglichte.

 

Seine Antwort: Hitler und die Deutschen diffamierten, grenzten aus, verfolgten und ermordeten die Juden aus "eliminatorischem Antisemitismus" heraus.

 

Zwar habe es auch in anderen Ländern Antisemitismus gegeben. Doch nur in Deutschland waren drei Bedingungen erfüllt: Erstens regierten dort die radikalsten Antisemiten der Geschichte, zweitens gab es auch in der Bevölkerung antisemitische Einstellungen, und drittens verfügte der Staat über die militärische Macht, infolge des Krieges den Großteil der europäischen Juden in seine Gewalt zu bringen.

 

Indem Goldhagen den gesamtgesellschaftlichen deutschen Antisemitismus als zentrale Triebkraft des Holocaust ausmacht, widerspricht er den vorherrschenden populären und wissenschaftlichen Erklärungsversuchen.

 

Warum fand Hitler für sein Ziel – die Vernichtung der Juden – so viel Unterstützer und warum traf er auf so wenig Widerstand?

 

Wie konnten die Deutschen so beispiellose Verbrechen verüben beziehungsweise zulassen?

 

Wer waren die Täter?

In Frankenthal marschieren NSDAP-Mitglieder durch die Wormser Straße.

Bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 erreichte die NSDAP in Frankenthal 29,2 Prozent der Stimmen. Bei der Wahl am 6. November 1932 sank der Anteil zwar auf 27 Prozent. Bei der Wahl am 5. März 1933, wenige Wochen nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, nahm der Stimmenanteil auf 31,5 Prozent zu.

 

Eines der wichtigsten Elemente der NS-Herrschaft in Frankenthal war die seit 1933 immer mehr forcierte Mobilisierung und Reglementierung der Öffentlichkeit durch die NSDAP, die SA, die NS-Frauenschaft, die HJ und die zahlreichen anderen nationalsozialistischen Organisationen.

 

Im Jahr 1942 gab es im NSDAP-Kreis Frankenthal - das waren die Stadt Frankenthal und 39 Gemeinden des Bezirks Frankenthal - 5569 NSDAP-Mitglieder. Der Anteil der Mitglieder an der Bevölkerung von 70 390 Einwohnern betrug 7,9 Prozent.

 

Immer häufiger prägten Aufmärsche, Sammlungen, politische Feste und NS-Feiern das Bild der Stadt. Sport, Kunst und Kultur wurden für die Ziele des Regimes instrumentalisiert, die bürgerliche Gesellschaft wurde zur "Volksgemeinschaft" und individuelle Freizeit zu "betreutem Feierabend", der mit der Eröffnung des Feierabendhauses auch einen zentralen Bezugspunkt erhielt.

 

Repression traf jene, die - wie einige Kommunisten, Linkssozialisten und Sozialdemokarten - aktiven Widerstand leisteten oder - wie die Juden und die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt - nicht ins nationalsozialistische Weltbild passten. Wer sich anpasste, konnte ohne Sanktionen leben.

 

Insgesamt gesehen war der Spielraum des einzelnen aber größer als bisher angenommen. So gab es beispielsweise bei der Stadtverwaltung durchaus Beamte, die nie Mitglied der Partei waren und sich kaum an den öffentlichen Veranstaltungen beteiligten, trotzdem aber Karriere machten. Die spätere Ausrede "Ich musste doch!" war häufig nicht mehr als eine Schutzbehauptung.



Link zum Buch "Frankenthal unterm Hakenkreuz":

 

http://www.frankenthal.de/sv_frankenthal/de/Homepage/Kultur%20und%20Bildung/Stadtarchiv/NS-Projekt/