Verfolgung, Vertreibung, Flucht

In der "Israelitischen Kultusgemeinde" in Frankenthal lebten 1933 noch 300 Juden . 1. Vorsitzender war Philipp Adler, Färbergasse; 2. Vorsitzender Moses Mayer, Wormser Straße; 3. Vorsitzender Moses Blumenstiel, Marktplatz.

Die Deportation der pfälzischen Juden nach Gurs im Oktober 1940 bedeutete gleichsam das Ende der jüdischen Gemeinden in den Städten und Dörfern der Pfalz, die 1933 noch 6.487 jüdische Einwohner zählten. Schon bald nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 hatten die Nationalsozialisten mit der Verfolgung jüdischer Bürger begonnen.

 

Am 1. April 1933 inszenierten die Nazis den Boykott jüdischer Geschäfte, Arztpraxen und Anwaltskanzleien. Jüdischen Anwälten, Richtern und Ärzten wurde mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 die Zulassung entzogen.

 

Viele verließen schon in den ersten Jahren der Naziherrschaft Deutschland, um sich im benachbarten Ausland, aber auch in Palästina und in Übersee eine neue Existenz aufzubauen. Einige wenige Pfälzer, wie zum Beispiel der Frankenthaler Perez Reinhard, hatten sich früh der zionistischen Bewegung angeschlossen und sind bereits 1933 nach Palästina geflüchtet. Die meisten emigrierten in die USA, auch wenn die US-Regierung eine sehr restriktive Einwanderungspolitik betrieb, indem sie von jedem Einwanderungswilligen ein so genanntes „Affi davit of support“, die Bürgschaftserklärung eines in den USA ansässigen US-Bürgers gefordert hat. Vielen Pfälzern war es - bedingt durch die Auswanderung auch zahlreicher Juden im 19. Jahrhundert und in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts - möglich, diese Hürde zu überwinden und die erforderlichen Bürgschaftspapiere beizubringen.

 

Bereits im August 1933 wurden den Juden der Zutritt in das neue Frankenthaler Strandbad verboten.

Die Nürnberger Rasse- gesetze zwangen dann 1935 erneut viele zur Flucht. An den Eingängen so mancher Städte und Dörfer in der Pfalz wurden Schilder mit der Aufschrift "Juden unerwünscht" aufgestellt. In den sogenannten "Stürmer-Kästen" hing antisemitische Greuelpropaganda. Auch die bereits seit 1926 in der Pfalz erschienene nationalsozialis-tische Wochenzeitung "Der Eisenhammer" beteiligte sich an der Hetze gegen jüdische Menschen.



Höhepunkt der Verfolgung war die "Reichskristallnacht". Auch in pfälzischen Städten und Dörfern brannten am 9. und 10. November 1938 die Synagogen. Dort wo ein angrenzendes Gebäude hätte in Mitleidenschaft gezogen werden können, schleppten die Nazis Kultgegenstände auf die Straße und zündeten sie an. Die Einrichtungen jüdischer Wohnungen und Geschäfte wurde zertrümmert und auf die Straße geworfen, Menschen misshandelt und viele Männer im Konzentrationslager Dachau bei München inhaftiert. Erneut zogen Familien in die benachbarten Großstädte wie Mannheim, Karlsruhe, Frankfurt, Köln oder Berlin. Einige konnten noch auswandern.

 

Die Ausgrenzung ging weiter. Die Pässe und Personalausweise mussten mit einem "J" gekennzeichnet sein, und ab 1939 mussten die Juden die zusätzlichen Vornamen "Sara" und "Israel" führen.

 

Von den 6.487 jüdischen Einwohnern, die 1933 noch in der Pfalz lebten, hatten in der Zwischenzeit schätzungsweise 5.000 Personen das Land verlassen oder waren in benachbarte rechtsrheinische Großstädte wie Mannheim, Karlsruhe oder Frankfurt, zum Teil auch nach Köln oder Berlin gezogen.

 

Mit der Abschiebung von 826 jüdischen Menschen aus der Pfalz und 135 Juden aus dem Saargebiet wollte Gauleiter Josdef Bürckel die Saarpfalz Hitler gegenüber als "judenrein" melden.