Deportierte aus Frankenthal

Die am 23. Juni 1922 in Frankenthal geborene Paula Pfeifer (2.v.r.) wurde aus Mannheim nach Gurs deportiert. Sie arbeitete im Lager als Krankenschwester. Sie konnte im Juli 1942 mit einem Schiff in die USA ausreisen.

 

 

 

Die folgenden Angaben wurden dem Buch

 

Roland Paul

Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden

 

entnommen.

 

 

Aus Frankenthal deportiert

 

84. Adler, Alice, geb. Adler, * 19.5.1900 Bamberg, Ï mit Ludwig Adler, * 16.7.1892 Frankenthal.

Tochter: Lotte Eva, * 12.2.1926 Mannheim. Die Familie wohnte in Frankenthal, Wormser Str. 2. Ludwig Adler hielt sich seit dem 8.5.1938 in Lyon auf. Seine Tochter wurde am 11.1.1939 zu ihm nach Lyon gebracht. Beide versuchten, in die Schweiz zu kommen, wurden aber von den Schweizer Behörden nach Frankreich zurück gewiesen. Alice Adler konnte Gurs verlassen und lebte mit ihrem Mann und der Tochter in Chambost-Alliers (Rhone). Sie kamen alle am  11.2.1943 über Drancy nach Auschwitz. Sie ist verschollen.

 

85. Adler, Clementine, ledig, * 3.8.1876 Wetzlar, M.: Rosalie Adler (ledig). Clementine Adler zog 1932 nach  Frankenthal. Sie befand sich zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt. Sie starb am 25.11.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 209.

 

86. Adler, Eva, geb. Schloss, Wwe., * 31.1.1876 Dittigheim, Ï mit Philipp Adler, *15.7.1864 Würzburg, g. 31.10.1916 Berlin. Eva Adler zog 1922 nach Frankenthal. Sie wohnte in der Wormser Str. 2. Sie kam am 27.3.1941 nach Rivesaltes und wurde Anfang Juli 1941 freigelassen. Sie wohnte in Dun-sur-Meuse. Eva Adler starb am 3.9.1963.

 

87. Bodenheimer, Alice Regina, ledig, * 22.9.1900 Lachen, E.: Samuel Bodenheimer, Handelsmann, und Emma Leva. Sie wohnte seit 1937 in der Wohnung ihrer nach Frankreich emigrierten Verandten Leva in der Vierlingstr. 17. Sie kam von Gurs am 11.3.1941 nach Rivesaltes, kam von dort am 13.9.1942 nach Drancy und mit Transport Nr. 33 am 16.9.1942 nach Auschwitz. Sie ist verschollen.

 

88. Brunner, Klara, geb. Heilbronner, Wwe., * 26.5.1874 Laupheim, Kreis Biberach, Ï 27.6.1898 Laupheim mit Hermann Brunner, Seifenfabrikant in Frankenthal, * 13.12.1868 Krautheim, g. 25.8.1923 Frankenthal. Sie wohnte in Frankenthal, Vierlingstr. 13. In Gurs kam sie in Ilôt I, Baracke 20. Sie stellte am 21.2.1941 den Antrag auf Entlassung zwecks Auswanderung in die USA. Bürge war ihr in Indianapolis lebender Sohn Louis Brunner. Sie konnte Gurs verlassen. Am 11.4.1941 wurde ihr in Marseille das USA-Visum ausgestellt. Am 26.7.1941 reiste sie von Casablanca aus mit dem Schiff "Nyassa" nach New York, wo sie am 9.8.1941 ankam und dort wohl von ihrem Sohn Louis empfangen wurde. Sie starb 1957 in Indianapolis. Vgl. auch Tochter Anna Karolina, Ï mit Dr. Emil Rosenberg.

 

89. Fischer, Paul Theodor, ledig, * 12.4.1911 Frankenthal, E.: Eugen Fischer, Kaufmann und Mina Kahn. Er war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Schicksal unbekannt.

 

90. Fränkel, Veronika, ledig, * 23.11.1856 Roxheim, E.: Daniel Fränkel und Babette Hirsch. Sie war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Sie ist am 14.1.1943 in Gurs verstorben. Grabstein Nr. 1052.

 

91. Groß, Franziska, geb. Kahn, Wwe., Modistin, * 10.1.1874 Heßheim, E.: Wolf Kahn, Handelsmann, und Karoline Hirschler; Ï mit Johannes Groß, * 20.7.1869 Frankenthal, g. 19.2.1920 Frankenthal. Er war nicht jüdisch. Franziska Groß wohnte in Frankenthal, Mühlstr. 13. Sie überlebte die Internierung in Gurs, kehrte 1948 nach Frankenthal zurück und starb dort am 31.7.1951.

 

92. Grünewald, Wilhelm, Stuhlflechter, ledig, * 6.11.1905 Edesheim. Er war seit 1923 in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Er kam von Gurs am 14.1.1942 in das Psychiatrische Hospital in Limoux, wo er bis 10.5.1957 blieb. Er wurde dann in die Klinik Landeck verlegt. Er starb am 22.8.1958 in Klingenmünster und wurde auf dem Klinikfriedhof bestattet (Grab Nr. 4249).

 

93. Gümbel, Ria (Richa), Hausgehilfin, ledig, * 12.4.1923 Albisheim/Pfrimm, E.: Siegmund Gümbel und Mina Ullmann. Sie kam am 15.7.1939 nach Frankenthal und wohnte bei Familie Dr. Emil Rosenberg, Vierlingstr. 13. Sie kam von Gurs nach Rivesaltes, entkam aus dem Lager, lebte in Grenoble und emigrierte 1947 von Cherbourg aus in die USA. Ihr Schiff „America“ kam am 6.6.1947 in New York an.

 

94. Hirschler, Barbara (Babette), geb. Eisemann, Wwe., * 7.6.1858 Binau/Baden, E.: Joseph Eisemann und Fanny Bödigheimer; Ï 19.3.1882 Binau mit Jakob, genannt Nathan Hirschler, Handelsmann (Grundstücksmakler), * 14.9.1854 Edigheim, g. 22.2.1931 Frankenthal. Sohn: Siegfried. Sie lebte in Frankenthal, Vierlingstr. 15. Barbara Hirschler starb am 22.12.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 501.

 

95.-97. Hirschler, Siegfried, Kaufmann (Inhaber einer Mineralölgroßhandlung), * 6.2.1887 Frankenthal, Ï mit Rosa Baer, * 14.4.1895 Eppingen, E.: Max Baer und Amalie Nordheim. Tochter: Margot, * 4.6.1930 Heidelberg. Die Familie wohnte in Frankenthal, Vierlingstr. 15. Siegfried Hirschler war vom 12.11. bis 16.12.1938 in Dachau. Die Familie Hirschler kam im März 1941 von Gurs nach Rivesaltes. Siegfried und Rosa Hirschler gelten seitdem als verschollen. Die Tochter Margot war am 23.1.1945 als Flüchtlingskind in der Schweiz, lebte zuletzt in Zürich. Im November 1948 bestieg sie in Rouen das dänische Schiff „Vibeke Maersk“ und kam am 18.11.1948 in New York an.118 Sie lebt 2010 in New Orleans, Louisiana.

 

98./99. Kahn, Edmund, Kaufmann (Landesproduktenhandel), * 14.11.1877 Heßheim, E.: Wolf Kahn, Mehlhändler, und Karolina Hirschler, Ï mit Johanna (Jenni), Löb, * 26.4.1878 Fußgönheim, E.: Leo Löb, Handelsmann, und Elisabeth Klein.

Sohn: Emil Elias, * 18.2.1905 Heßheim.120 Die Familie lebte zuletzt in Frankenthal, Speyerer Str. 48. Von hier kamen Edmund und Jenni Kahn nach Gurs. In Gurs war Edmund Kahn in Ilôt D, Baracke 18. Jenni Kahn starb am 28.10.1941 in Gurs. Grabstein Nr. 864. Edmund Kahn kam Anfang Dezember 1941 nach Noé und starb dort am 22.6.1943.

 

100. Kahn, Henriette, Modistin, ledig, * 6.2.1869 Heßheim, Wolf Kahn, Mehlhändler, und Karolina Hirschler. Sie wohnte Frankenthal, Speyerer Str. 48. Sie starb am 10.12.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 354.

 

101./102. Kaufmann, Emil, Kaufmann, * 21.9.1858 Frankenthal, E.: Jakob Kahn, Mehlhändler, und Karolina Süßkind; Ï 30.3.1893 Frankenthal mit Sophie Levies, * 18.3.1867 Erbesbüdesheim. Sohn: Paul Arthur, * 10.9.1892 Frankenthal. Die Familie wohnte in der Otto-Planetta-Str. 46 in Frankenthal. Emil Kaufmann starb am 31.10.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 48. Sophie Kaufmann starb am 28.10.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 34.

 

103. Koch, Carolina, geb. Moses, Wwe., * 13.8.1861 Glan-Münchweiler, E.: Zacharias Moses (1825-1871), Makler in Glan-Münchweiler, und Regina Moses (1823-1895); Ï 22.3.1893 Glan-Münchweiler mit Siegfried Koch, Trödler, g. um 1911 Kaiserslautern. Sie befand sich zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

104. Lang, Sara, geb. Kahn, Wwe., * 24.3.1867 Eppingen/Baden, E.: Abraham Kahn und Hannchen Blum; Ï mit Adolf Lang, Kaufmann, * 22.11.1857 Lambsheim, g. 29.1.1924 Frankenthal. Tochter: Selma (Ï Salmon). Sara Lang starb am 27.11.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 235.

 

105. Löb, Emma, ledig, * 15.6.1879 Friedelsheim, E.: Simon Löb und Johannetta Löb. Sie kam 1937 von Friedelsheim in die Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Sie kam von Gurs in die psychiatrische Klinik Lannemezan und ist dort am 8.5.1944 verstorben.

 

106./107. Lurch, Heinrich, Kaufmann (Handel mit Mühlenprodukten), * 18.10.1855 Edigheim, Ï 27.8.1884 Ungstein Flora Dosenheimer, * 2.6.1864 Ungstein. Sie war die Schwester von Dr. Emil Dosenheimer. 1884 zogen die Eheleute Lurch nach Frankenthal, Wilhelmstr. 3.

 

Vier Kinder, alle geboren in Frankenthal:

 

1. Friedrich Jakob (Fritz), * 1.1.1885,

 2. Edith Sophie, * 22.7.1890 (Ï 14.8.1913 Frankenthal mit Dr. phil. Kamill (Camille) Rehfeld, * 30.6.1884 Bischheim, Oberlehrer am Gymnasium in Mühlhausen/Elsaß, ab 1919 in Ludwigshafen,

3. Richard Joseph, * 7.10.1893 (stud. med. in München und Heidelberg, gefallen am 9.4.1917 bei Arras),

4. Maria Luise, * 11.11.1894

 

Nach dem Kriegstod des Sohnes Richard errichteten Heinrich und Flora Lurcheine Stiftung zwecks Anschaffung von Büchern für die Bibliothek und Anschauungsmaterial für den kunstgeschichtlichen Unterricht des Progymnasiums Frankenthal. Die Stiftung wurde 1934 „liquidiert“.132 Heinrich Lurch starb im Dezember 1940 in Gurs. Grabstein Nr. 178. Flora Lurch war in Gurs in Ilôt L, Baracke 3. Am 20.3.1941 kam sie nach Pau. Sie war dort in einem Altersheim, wurde im August 1944 befreit und starb am 27.12.1946 in Grésy-sur-Aix, Hotel du Sierroz.

 

108. Lurch, Maria Luise, Kindergärtnerin, ledig, * 11.11.1894 Frankenthal, E.: Heinrich und Flora Lurch, geb. Dosenheimer. Sie betrieb in ihrem Elternhaus (Wilhelmstr. 3) einen privaten Kindergarten. Sie war bis 21.3.1941 in Gurs, zunächst in Ilôt L, Baracke 3, wurde dann nach Aigabelles entlassen, kam am 11.9.1942 erneut nach Gurs (Ilôt J, Baracke 7) und wurde am 29.6.1943 abermals entlassen. Sie soll 1965 noch in Aix-les-Bains gelebt haben.

 

109. Mayer, Anna, ledig, * 28.8.1889 Frankenthal, E.: Moses Mayer, Kaufmann in

Frankenthal, und Martha Kaufmann. Sie wohnte in Frankenthal, Wormser Straße 11. In Gurs war sie in Ilôt L, Baracke 3. Sie beantragte am 18.1.1941 zusammen mit ihrer 78 Jahre alten Mutter die Entlassung und gab an, von ihrem in Tunis lebenden Schwager unterstützt zu werden. Sie konnte das Lager am 22.1.1941 verlassen und lebte in Bizanos, Meillon und Eaux Bonnes (Dép. Basses-Pyrénées). Offiziell wurde sie erst am 21.6.1943 nach Naillat (Dép. Creuse) entlassen, kurz vor der geplanten Verschleppung nach Auschwitz. Sie kam in ein Kloster, lebte dort als Ordensschwester, war später Haushälterin in der Nähe von La Rochelle. Am 1.11.1945 schrieb sie aus Paris an die Lagerleitung in Gurs und bat um eine Aufenthaltbestätigung. Nach Kriegsende traf sie ihre Verwandten in Paris wieder. Später lebte sie zeitweise in Homburg/Saar. Sie starb am 3.3.1977 in Saclas, Frankreich.

 

110. Mayer, Martha, geb. Kaufmann, Wwe., * 22.4.1863 Frankenthal, E.: Moses Kaufmann, Weinhändler, und Betty Dinkelspiel (Dünkelspiel); Ï 3.8.1886 Frankenthal mit Moses Mayer, Kaufmann (Bekleidungs- und Weißwarengeschäft), *4.12.1857 Gürzenich, g. 15.4.1937 Frankenthal. Kinder, geb. in Frankenthal: 1. Julie, * 21.6.1887 (Ï Hölz, lebt 1941 in

Frankenthal), 2. Anna (s.o.), 3. Ellen (Helene), * 9.8.1898 (Ï Perez, lebte 1941 in Tunis). Martha Mayer wohnte in Frankenthal, Wormser Str. 11. In Gurs war sie in Ilôt L, Baracke 3. Sie kam 1941 als Begleitperson ihres Enkels Henry Perez aus Gurs heraus, gelangte über Marseille zu ihrer Tochter Helene Perez und Familie nach Tunesien und kam 1945 nach Paris. Sie zog 1948 zu ihrer Tochter Julie Hölz nach Heidelberg, wo sie am 19.2.1953 verstorben ist.

 

111. Meisel, Anna Hermine, ledig, * 7.11.1903 Frankenthal, E.: Jakob Meisel, Schlosser, dann Viktualienhändler, und Lina Kahn. Sie wohnte in Frankenthal, Speyerer Str. 48. Sie kam 1941 von Gurs nach Rivesaltes. Am 14.8.1942 kam sie mit Transport Nr. 19 von Drancy nach Auschwitz. Sie ist verschollen.

 

112. Michel, Maximilian, ledig, * 11.3.1868 Hertlingshausen, E.: Karl Michel und

Salomea Bär. Er war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Schicksal

unbekannt.

 

113. Nathan, Nathan, Dr. phil., Studienprofessor a. D. an der Realschule in Frankenthal, * 18.4.1863 Altenstadt/Hessen. Er wohnte Frankenthal, Gabelsbergerstraße 5. Mitbegründer des Pfälzerwald-Vereins, Ortsgruppe Frankenthal. Er gründete eine Stiftung zugunsten von „würdigen und bedürftigen Schülern“ der Realschule Frankenthal. Am 1.11.1940 verkaufte der Bürgermeister der Stadt Frankenthal als Treuhänder „für das Vermögen von Dr. Nathan, Studienprofessor i. R. früher in Frankenthal, jetzt unbekannten Aufenthaltes“, dessen Wohnhaus für 22.000 RM an einen Metzgermeister und zog von diesem Betrag 15.000 RM als „Reichsfluchtsteuer“ zu Gunsten der Reichskasse ein.143  Dr.

Nathan starb am 4.11.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 54.

 

114. Perez, Henry, * 29.6.1932 Kairouan bei Tunis, wohnte seit 1936 bei seiner Großmutter (Wormser Str. 11), E.: Josef Perez, Offizier, und Helene (Lene) Mayer. Er wuchs bei seinen Eltern in Kairouan auf, kam 1936 anlässlich der Goldenen Hochzeit seiner Großeltern nach Frankenthal und blieb dort. Auf Intervention seines Vaters, der die französische Staatsbürgerschaft besaß, konnte Henry Perez mit seiner Großmutter Martha Mayer mit Hilfe des „Service Social d’Aide aux Emigrants“ in Lyon Gurs verlassen. Über Marseille kam er zu seinen Eltern und Geschwistern nach Tunesien. Mit Beginn des Afrika-Feldzuges wurde die Familie Perez 1942 evakuiert, kam ins Landesinnere und lebte in einem Feldlager in der Sahara. Nach Kriegsende kam die Familie nach Paris und traf dort die weiteren Verwandten. Seit 1945 lebt Henry Perez in Le Vaudoué, Frankreich.

 

115. Reigrozsky (Rajgrodski, Rajgrodzki), Fanny, * 18.2.1912 Ulanow/Polen, E.:

David Reigrozsky, Sackhändler in Ludwigshafen, und Chaja, gen. Helene Faß. Die

Familie lebte seit etwa 1921 in Ludwigshafen. Fanny Rajgrodski kam 1936 in die Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal und wurde von dort deportiert. Schicksal unbekannt.

 

116./117. Rosenberg, Emil, Dr. jur., Landgerichtsrat, * 7.11.1889 Osann bei Trier,

E.: Sally Rosenberg, Kantor, und Emma Wälder; Ï 20.7.1921 Frankenthal mit Anna

Karolina Brunner, * 3.3.1899 Adelsheim, E.: Hermann Brunner und Klara Heilbronner (s.o.). Dr. Emil Rosenberg zog 1919 von Landau nach Frankenthal, war zunächst Staatsanwalt, dann Richter beim Amtsgericht Frankenthal, schließlich Richter am Landgericht (bis 1933). Das Ehepaar Rosenberg lebte in Frankenthal, Vierlingstr. 13. Anna K. Rosenberg war Vorsitzende des Vereins für Fraueninteressen. Emil Rosenberg arbeitete für die jüdische Wohlfahrtsstelle und war bis zur Deportation nach Gurs juristischer Berater der Bezirksstelle Pfalz der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ in Ludwigshafen. Am 10.8.1942 kamen beide von Drancy mit Transport Nr. 17 nach Auschwitz.148 Nach Dr. Emil Rosenberg wurde 2001 in Frankenthal eine Straße benannt.

 

118.- 120. Salmon, Alfred, Kaufmann (Bekleidungsgeschäft), * 14.6.1890 Lambsheim; Ï 11.11.1920 Frankenthal mit Selma Lang, * 16.2.1893 Frankenthal, E.: Simon und Bertha Lang. Sohn: Edwin Adolf, Friseur, * 26.1.1925 Mannheim.

Die Familie wohnte in Frankenthal, Sedanstr. 1. Alfred Salmon war vom 12.11. bis 16.12.1938 in Dachau. Er war von 3.6. bis 3.9.1941 im Gefängnis in Pau. Er starb am 18.9.1941 in Gurs.151 Grabstein Nr. 831. Selma Salmon und ihr Sohn Edwin Adolf kamen am 12.8.1942 mit Transport Nr. 18 von Drancy nach Auschwitz. Dort starb Edwin Adolf Salmon am 23.1.1943.

 

121. Schönberger, Max, ledig, * 7.4.1887 Rülzheim, E.: Heinrich Schönberger und Johanna Würzburger. Er war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Er soll am 25.3.1942 in Gurs verstorben sein.153 Sein Grab befi ndet sich offensichtlich nicht auf dem Friedhof in Gurs; vielleicht ist er in Noé oder Récébédou verstorben.

 

122. Straaß, Ida, geb. Trautmann, * 6.12.1865 Bergzabern, E.: Lazarus Trautmann, Handelsmann, und Judith Krauß; Ï 30.6.1892 Bergzabern mit Benjamin Straaß, Handelsmann, * 20.2.1867 Lohnsfeld, E.: Abraham Straaß, Handelsmann, und Johannetta Gros; Ehe geschieden durch Urteil des Landgerichts Landau vom 20.11.1895. Ida Straaß lebte zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Sie ist am 10.2.1941 in Gurs verstorben. Grabstein Nr. 650.

 

Aus Baden und dem Saargebiet deportierte Frankenthaler

 

1./2. Abraham, Julius, Kaufmann; betrieb mit seinem Bruder Moritz ein Schuh- Textil- und Möbelgeschäft in Frankenthal, Wormser Str. 27, * 6.8.1878 Börsborn, E.: Wilhelm Abraham, Handelsmann, und Johanna Süß; Ï mit Elsa Strauß, * 6.2.1882 Dürkheim, Söhne, geb. in Frankenthal: 1. Walter Wilhelm, * 5.9.19061, 2. Hans, * 9.6.1911, g. 26.1.1931 Frankenthal. Das Ehepaar Abraham zog von Frankenthal nach Mannheim und wurde von dort nach Gurs deportiert. Julius Abraham kam am 4.3.1943 von Drancy nach Maidanek, wo er am 9.3.1943 ermordet wurde.

 

Elsa Abraham überlebte in Frankreich. Sie verließ Frankreich am 10.9.1948 von Cannes aus mit dem Schiff „Sobieski“, das am 21.9.1948 in New York ankam. Sie blieb bei ihrem Sohn Walter in New York City und beantragte am 7.6.1954 die amerikanische Staatsbürgerschaft.  Sie starb am 6.1.1967 in New York.

 

22. Bauer, Ludwig, Kaufmann (Tabakagentur), * 15.11.1882 Frankenthal, E.: Bernhard Bauer (1857-1926),  Metzgermeister und Viehhändler, und Susanna Feibelmann; Ï 31.12.1916 Mannheim mit Judith Irma Hochherr, * 22.12.1893 Eppingen. Drei Kinder, u.a.: Werner Bernhard, * 9.12.1927 Mannheim. Die Familie wohnte in Mannheim, B 6, 20. Ludwig Bauer und seine Frau wurden von dort deportiert. Beide kamen am 10.8.1942 von Drancy mit Transport Nr. 19 nach Auschwitz.

 

86. Dosenheimer, Paula, geb. Friedmann, Wwe., * 27.3.1884 Mannheim, Ï mit Dr. jur. Emil Dosenheimer, Landgerichtsdirektor a.D., * 11.2.1870 Ungstein, g. 16.2.1936 Heidelberg. Dr. Emil Dosenheim gründete den Volksbildungsverein Frankenthal und war von 1917 bis 1925 Vorsitzender der Freireligiösen Gemeinde Frankenthal. Das Ehepaar zog 1933 von Mannheim nach Heidelberg, Bergstr. 105. Paula Dosenheimer zog nach dem Tod ihres Mannes 1937 in die Eckenerstr. 2 in Heidelberg. Von dort wurde sie nach Gurs deportiert. Mit einem am 18.6.1942 in Marseille ausgestellten Pass emigrierte sie über Lissabon und Casablanca (Schiff „Nyassa“) nach Baltimore, wo sie am 30.7.1942 ankam. Sie starb 1970 in den USA.

 

230./231. Hirsch, Oskar, Kaufmann, * 29.7.1873 Frankenthal, E.: Abraham Hirsch, Kaufmann, und Sophia Hirsch; Ï 25.6.1900 Freiburg im Breisgau mit Friederike (Frieda) Günzburger, * 10.9.1875 Freiburg. Sohn Wilhelm, * 17.6.1901 Frankenthal (lebte 1941 in der Schweiz, Camp de Nuovo Locarno). Die Familie wohnte in Frankenthal, Bahnhofstr. 3 (später Adolf-Hitler-Str. 3). Oskar Hirsch kam am 10.11.1938 in das Gefängnis Frankenthal, dann in das KZ Dachau. Nach seiner Entlassung zog das Ehepaar Hirsch am 1.4.1939 nach Mannheim. Am 22. Oktober 1940 hielten sich beide in Freiburg auf und wurden von dort nach Gurs deportiert. Oskar Hirsch war in Ilôt C, Baracke 18, seine Frau in Ilôt I, Baracke 22. Am 13.2 1941 beantragte Friederike Hirsch die Entlassung, um sich mit ihrem Mann bei dessen Vettern Lucien Kahn und Leopold Wolff in St. Etienne zu treffen. Außerdem sei ihr Gesundheitszustand schlecht, weshalb sie dringend Erholung benötige. Mit Hilfe ihres Sohnes gelangte das Ehepaar Hirsch in die Schweiz. Friederike Hirsch starb am 10. Oktober 1945 in Minusio im Tessin, ihr Ehemann am 8. November 1960 in Orselina im Tessin.

 

265. Kaufmann, Heinrich, * 22.9.1881 Frankenthal, E.: Sigmund Kaufmann, Kaufmann und Direktor der Walzmühle Ludwigshafen, und Bertha Strauß. Heinrich Kaufmann lebte in Mannheim, Seckenheimer Str. 16 und wurde von dort deportiert. Er starb am 21.1.1941 in Gurs. Auf dem Grabstein in Gurs (Nr. 609) ist das Geburtsjahr falsch mit 1864 angegeben.

 

344. Lurch, Jakob, Kaufmann, * 20.9.1871 Frankenthal, E.: Bernhard Lurch, Handelsmann, und Johanna Lurch; Ï 6.8.1903 Mannheim mit Alice Elise Friedmann, * 2.12.1881 Mannheim, E.: Leopold Friedmann und Rosalie Aberle. Das Ehepaar lebte in Mannheim (Augustaanlage 34). Von dort wurde Jakob Lurch nach Gurs deportiert. Er starb am 26.12.1940 in Gurs.552 Grabstein Nr. 716. Seine Frau emigrierte in die USA und starb am 31.3.1943 in Philadelphia.

 

441. - 443. Pfeifer, Berthold, Pferdehändler in Frankenthal, * 18.3.1895 Mannheim, Ï mit Toni Dellheim, * 7.1.1896 Mutterstadt. Kinder, geb. in Frankenthal: 1. Robert David, * 14.3.1920, 2. Paula, * 23.6.1922. Die Familie Pfeifer zog am 22.12.1938 von Frankenthal nach Mannheim (S 3,9, später Collinistr. 47).

Der Sohn Robert David emigrierte am 1.5.1940 nach New York.

Berthold, Toni und Paula Pfeifer kamen von Mannheim nach Gurs.

Paula Pfeifer kam in Gurs zunächst in Ilôt M, Baracke 17, später in Ilôt L, Baracke 22. Am 21.3.1941 beantragte sie ihre Entlassung, um in die USA emigrieren zu können. Die HICEM teilte der Lagerverwaltung in Gurs am 29.5.1942 mit, dass für Paula Pfeiffer ein Platz auf dem Schiff „Nyassa“ reserviert sei, das gegen Ende Juni 1942 von Lissabon nach New York fährt. Mit ihrem am 20.6.1942 in Marseille ausgestellten Visum erreichte sie die „Nyassa“ in Lissabon, die über Casablanca fuhr und am 30.7.1942 in Baltimore ankam, wo sie von ihrem Bruder empfangen wurde.677

Ihr Vater wartete zu diesem Zeitpunkt im Auswanderungslager Les Milles vergebens auf das Visum für sich und seine Frau. Beiden kamen bald darauf über Drancy nach Auschwitz, Toni Pfeifer am 10.8.1942, Berthold Pfeifer am

28.8.1942.

 

455./456. Reinhard, Bernhard, Kaufmann, * 10.5.1866 Kaiserslautern, E.: Joseph Reinhard, Viehhändler, und Philippina Kahn696; Ï 1898 mit Rosa Auerbach, * 17.12.1876 Mainz.

 

Kinder, geb. in Frankenthal:

 

1. Friedrich Joseph (Fritz), * 13.11.1898 (emigrierte 1933 nach Palästina, starb 1987 in Rehovot, Israel),

2. Siegfried Hans, * 10.7.1900 (1936 nach Palästina emigriert; starb 1977 in Tel Aviv).

 

Bernhard Reinhard erlernte bei seinem Schwager Berthold Elbert (Kolonialwaren) in Kaiserslautern den Kaufmannsberuf. 1896 eröffnete er unter der Firma "B. Elbert, Inhaber Bernhard Reinhard" ein Geschäft in Frankenthal, Bahnhofstr. 16. 1936 musste das Geschäft geschlossen werden, das Haus wurde verkauft und das Ehepaar Reinhard zog in das Jüdische Altersheim in Neustadt. Nachdem dieses am 10.11.1938 abgebrannt war, zog das Ehepaar zu Freunden nach Mannheim, Colinistr. 2. „Wir konnten nicht auswandern, weil die Engländer zu wenig Certifikate ausgaben, unsere kleinen Ersparnise waren aufgebraucht und wir lebten von Unterstützungen, die Verwandte aus Amerika und Deutschland gaben“, schrieb Rosa Auerbach später. Am 17.4.1939 zog das Ehepaar Reinhard nach Mannheim (R 3,2a) und wurde von dort 1940 deportiert. Bernhard Reinhard starb am 31.10.1941 in Récébédou. Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Portet sur Garonne. Rosa Reinhard kam am 21.3.1941 von Gurs nach Récébédou, am 5.10.1942 nach Nexon, am 15.3.1943 nach Masseube, wo sie bis zum 22.11.1945 blieb. Bis Februar 1949 hielt sie sich im Auffanglager in Lacaune auf, bevor sie im März 1949 nach Israel auswanderte. Sie starb am 28.7.1957 in Tel Aviv.

 

521. Strauß, Amanda Amalie, geb. Weil, * 19.12.1902 Frankenthal; Ï mit Wilhelm Strauß, * 15.5.1902 Michelstadt. Sie lebte in Frankenthal, verzog nach Mannheim (L4,5) und wurde von dort deportiert. Während ihr Ehemann am  4.10.1941 in Rivesaltes starb, kam Amanda Amalie Strauß am 17.12.1943 nach Auschwitz.785

 

 

Nach Frankreich und Belgien emigrierte Frankenthaler Juden,

in Gurs interniert

 

1./2. Adler, Ludwig, Kaufmann, * 16.7.1892 Frankenthal; Ï mit Alice Adler, * 19.5.1900 Bamberg. Tochter: Lotte Eva, * 12.2.1926 Mannheim. Ludwig Adler hielt sich seit dem 8.5.1938 in Lyon auf. Seine Tochter wurde am 11.1.1939 zu ihm nach Lyon gebracht. Beide versuchten, in die Schweiz zu kommen, wurden aber von den Schweizer Behörden nach Frankreich zurück gewiesen. Sie sollen beide nach Gurs gekommen sein, wo Ludwig Adler seine Frau traf. Ludwig und Lotte Eva Adler kam am 11.2.1943 mit Transport Nr. 47 von Drancy nach Auschwitz.

 

7. Blumenstiel, Ludwig, * 29.11.1910 Frankenthal, E.: Max Markus Blumenstiel und Frieda Ottenheimer. Ludwig Blumenstiel lebte in Mannheim und emigrierte am 23.11.1933 nach Brüssel, wurde dort im Mai 1940 interniert und kam in verschiedene Lager in Frankreich, vermutlich auch nach Gurs. Am 6.11.1941 erhielten er und seine Frau Edith, geb. Bloch (geb. um 1912 in Mainz) in Marseille ihre USA-Visa. Von Lissabon aus wanderten sie mit dem Schiff „Excalibur“ aus und kamen am 16.12.1941 in New York an. Dort nannte sich Ludwig Blumenstiel fortan Louis Bloom.