39 Deportierte aus Frankenthal

Aus Frankenthal wurden am 22. Oktober 39 jüdische Männer, Frauen und ein Kind deportiert. Mehrere jüdische Familien waren in andere Städte geflüchtet, zum Beispiel das Ehepaar Abraham nach Mannheim.

 

So waren es nur noch 39, vorwiegend ältere Juden: der 85 jährige Heinrich Lurch, die 84 jährige Veronika Fränkel, die 82jährige Babette Hirschler und der ebenfalls 82jährige Emil Kaufmann, aber auch Kinder wie der  8 Jahre alte Juda Perez oder die 10 Jahre alte Margot Hirschler, die „nach Frankreich abgeschoben“ wurden, wie es in einem handschriftlichem Zusatz in der Meldekartei für jeden Deportierten nachgetragen wurde. Darunter befanden sich auch 4 männliche und 6 weibliche jüdische Patienten aus der Kreis-Heil-und Pflegeanstalt Frankenthal.

 

Zeitzeugen berichten, dass aus der Elisabethstraße ein Bus nach Ludwigshafen in die Maxschule fuhr.

 

Die Patienten aus der Kreis- Heil- und Pflegeanstalt wurden vermutlich von dort abgeholt.

 

Diese Namen stammen aus der „Liste der am 22. Oktober aus der Pfalz und dem Saarland nach Gurs deportierten Juden“. Diese Liste ist in den Akten der Gestapo Neustadt im Landesarchiv Speyer erhalten (Bestand H 41 Nr.2). Sie nennen auf 27 bzw 6 Seiten die 826 Juden der Pfalz und 134 aus dem Saarland, die nach Gurs deportiert wurden.

 

1. Adler, Alice, geb. Adler, * 19.5.1900 Bamberg, Ï mit Ludwig Adler, * 16.7.1892

Frankenthal. Tochter: Lotte Eva, * 12.2.1926 Mannheim. Die Familie wohnte

in Frankenthal, Wormser Str. 2. Ludwig Adler hielt sich seit dem 8.5.1938 in Lyon

auf. Seine Tochter wurde am 11.1.1939 zu ihm nach Lyon gebracht. Beide versuchten, in die Schweiz zu kommen, wurden aber von den Schweizer Behörden nach Frankreich zurück gewiesen. Alice Adler konnte Gurs verlassen und lebte mit ihrem Mann und der Tochter in Chambost-Alliers (Rhone). Sie kamen alle am 11.2.1943 über Drancy nach Auschwitz. Sie wurde ermordet.

 

2. Adler, Clementine, ledig, * 3.8.1876 Wetzlar, M.: Rosalie Adler (ledig). Clementine

Adler zog 1932 nach Frankenthal. Sie befand sich zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt. Sie starb am 25.11.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 209.

 

3. Adler, Eva, geb. Schloss, Wwe., * 31.1.187 Dittigheim, Ï mit Philipp Adler, *15.7.1864 Würzburg, g. 31.10.1916 Berlin. Eva Adler zog 1922 nach Frankenthal.

Sie wohnte in der Wormser Str. 2. Sie kam am 27.3.1941 nach Rivesaltes und wurde Anfang Juli 1941 freigelassen. Sie wohnte in Dun-sur-Meuse. Eva Adler starb am 3.9.1963.

 

4. Bodenheimer, Alice Regina, ledig, * 22.9.1900 Lachen, E.: Samuel Bodenheimer,

Handelsmann, und Emma Leva. Sie wohnte seit 1937 in der Wohnung ihrer

nach Frankreich emigrierten Verandten Leva in der Vierlingstr. 17. Sie kam von Gurs

am 11.3.1941 nach Rivesaltes, kam von dort am 13.9.1942 nach Drancy und mit

Transport Nr. 33 am 16.9.1942 nach Auschwitz. Sie wurde ermordet.

 

5. Brunner, Klara, geb. Heilbronner, Wwe., * 26.5.1874 Laupheim, Kreis Biberach, Ï 27.6.1898 Laupheim mit Hermann Brunner, Seifenfabrikant in Frankenthal,

* 13.12.1868 Krautheim, g. 25.8.1923 Frankenthal. Sie wohnte in Frankenthal, Vierlingstraße13. In Gurs kam sie in Ilôt I, Baracke 20. Sie stellte am 21.2.1941 den Antrag auf Entlassung zwecks Auswanderung in die USA. Bürge war ihr in Indianapolis lebender Sohn Louis Brunner. Sie konnte Gurs verlassen. Am 11.4.1941 wurde ihr in Marseille das USA-Visum ausgestellt. Am 26.7.1941 reiste sie von Casablanca aus mit dem Schiff „Nyassa“ nach New York, wo sie am 9.8.1941 ankam und dort wohl von ihrem Sohn Louis empfangen wurde. Sie starb 1957 in Indianapolis. Vgl. auch Tochter Anna Karolina, Ï mit Dr. Emil Rosenberg (s.u.!).

 

6. Fischer, Paul Theodor, ledig, * 12.4.1911 Frankenthal, E.: Eugen Fischer, Kaufmann und Mina Kahn. Er war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Schicksal unbekannt.

7. Fränkel, Veronika, ledig, * 23.11.1856 Roxheim, E.: Daniel Fränkel und Babette Hirsch. Sie war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Sie ist am 14.1.1943 in Gurs verstorben. Grabstein Nr. 1052.

 

8. Groß, Franziska, geb. Kahn, Wwe., Modistin, * 10.1.1874 Heßheim, E.: Wolf Kahn, Handelsmann, und Karoline Hirschler; Ï mit Johannes Groß, * 20.7.1869 Frankenthal, g. 19.2.1920 Frankenthal. Er war nicht jüdisch. Franziska Groß wohnte in Frankenthal, Mühlstraße 13. Sie überlebte die Internierung in Gurs, kehrte 1948 nach Frankenthal zurück und starb dort am 31.7.1951.

 

9. Grünewald, Wilhelm, Stuhlflechter, ledig, * 6.11.1905 Edesheim. Er war seit 1923 in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Er kam von Gurs am 14.1.1942 in das Psychiatrische Hospital in Limoux, wo er bis 10.5.1957 blieb. Er wurde dann in

die Klinik Landeck verlegt. Er starb am 22.8.1958 in Klingenmünster und wurde auf

dem Klinikfriedhof bestattet (Grab Nr. 4249).

 

10. Gümbel, Ria (Richa), Hausgehilfin, ledig, * 12.4.1923 Albisheim/Pfrimm, E.:

Siegmund Gümbel und Mina Ullmann (s.o. unter Albisheim!). Sie kam am 15.7.1939

nach Frankenthal und wohnte bei Familie Dr. Emil Rosenberg, Vierlingstr. 13.114 Sie

kam von Gurs nach Rivesaltes, entkam aus dem Lager, lebte in Grenoble und emigrierte 1947 von Cherbourg aus in die USA. Ihr Schiff „America“ kam am 6.6.1947 in New York an.

 

11. Hirschler, Barbara (Babette), geb. Eisemann, Wwe., * 7.6.1858 Binau/Baden, E.: Joseph Eisemann und Fanny Bödigheimer; Ï 19.3.1882 Binau mit Jakob, genannt Nathan Hirschler, Handelsmann (Grundstücksmakler), * 14.9.1854 Edigheim, g. 22.2.1931 Frankenthal. Sohn: Siegfried. Sie lebte in Frankenthal, Vierlingstraße 15. Barbara Hirschler starb am 22.12.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 501.

 

12. + 13. Hirschler, Siegfried, Kaufmann (Inhaber einer Mineralölgroßhandlung), * 6.2.1887 Frankenthal, Ï mit Rosa Baer, * 14.4.1895 Eppingen, E.: Max Baer und

Amalie Nordheim. Tochter: Margot, * 4.6.1930 Heidelberg. Die Familie wohnte in

Frankenthal, Vierlingstraße 15. Siegfried Hirschler war vom 12.11. bis 16.12.1938 im KZ Dachau. Die Familie Hirschler kam im März 1941 von Gurs nach Rivesaltes. Siegfried und Rosa Hirschler gelten seitdem als verschollen. Die Tochter Margot war am 23.1.1945 als Flüchtlingskind in der Schweiz, lebte zuletzt in Zürich. Im November 1948 bestieg sie in Rouen das dänische Schiff „Vibeke Maersk“ und kam am 18.11.1948 in New York an. Sie lebt 2010 in New Orleans, Louisiana.

Das Krankenhaus der Kreis-Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal

14. + 15. Kahn, Edmund, Kaufmann (Landesproduktenhandel), * 14.11.1877 Heßheim, E.: Wolf Kahn, Mehlhändler, und Karolina Hirschler, Ï mit Johanna (Jenni),Löb, *26.4.1878 Fußgönheim, E.: Leo Löb, Handelsmann, und Elisabeth Klein.

Sohn: Emil Elias, * 18.2.1905 Heßheim. Die Familie lebte zuletzt in Frankenthal, Speyerer Straße 48. Von hier kamen Edmund und Jenni Kahn nach Gurs. In Gurs war Edmund Kahn in Ilôt D, Baracke 18. Jenni Kahn starb am 28.10.1941 in Gurs. Grabstein Nr. 864. Edmund Kahn kam Anfang Dezember 1941 nach Noé und starb dort am 22.6.1943.

 

16. Kahn, Henriette, Modistin, ledig, * 6.2.1869 Heßheim, Wolf Kahn, Mehlhändler,

und Karolina Hirschler. Sie wohnte Frankenthal, Speyerer Straße 48. Sie starb am

10.12.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 354.

 

17. + 18. Kaufmann, Emil, Kaufmann, * 21.9.1858 Frankenthal, E.: Jakob Kahn,

Mehlhändler, und Karolina Süßkind; Ï 30.3.1893 Frankenthal mit Sophie Levies,

* 18.3.1867 Erbesbüdesheim. Sohn: Paul Arthur, * 10.9.1892 Frankenthal. Die

Familie wohnte in der Otto-Planetta-Straße 46 in Frankenthal. Emil Kaufmann starb am 31.10.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 48. Sophie Kaufmann starb am 28.10.1940 in

Gurs. Grabstein Nr. 34.

 

19. Koch, Carolina, geb. Moses, Wwe., * 13.8.1861 Glan-Münchweiler, E.: Zacharias

Moses (1825-1871), Makler in Glan-Münchweiler, und Regina Moses (1823- 1895); Ï 22.3.1893 Glan-Münchweiler mit Siegfried Koch, Trödler, g. um 1911

Kaiserslautern. Sie befand sich zuletzt in der Kreis-Heil- und Pflegeanstalt. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

20. Lang, Sara, geb. Hahn !!! (Kahn), Wwe., * 24.3.1867 in Berwangen/Kraichgau (Eppingen/Baden !!!!!), E.: Abraham Hahn (Kahn !!!) und Hannchen Blum;

Ï mit Adolf Lang, Kaufmann, * 22.11.1857 Lambsheim, g. 29.1.1924 Frankenthal. Tochter: Selma (Ï Salmon). Sara Lang starb am 27.11.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 235.

 

21. Löb, Emma, ledig, * 15.6.1879 Friedelsheim, E.: Simon Löb und Johannetta

Löb. Sie kam 1937 von Friedelsheim in die Kreis-Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Sie kam von Gurs in die psychiatrische Klinik Lannemezan und ist dort am 8.5.1944 verstorben.

Die Lebensbedingungen im Lager Gurs waren so schlkecht, dass vor allem viele ältere Menschen in den ersten Monaten starben.

22. + 23. Lurch, Heinrich, Kaufmann (Handel mit Mühlenprodukten),

* 18.10.1855 Edigheim, Ï 27.8.1884 Ungstein Flora Dosenheimer, * 2.6.1864 Ungstein. Sie war die Schwester von Dr. Emil Dosenheimer. 1884 zogen die Eheleute Lurch nach Frankenthal, Wilhelmstr. 3.

Vier Kinder, alle geb. in Frankenthal:

1. Friedrich Jakob (Fritz), * 1.1.1885,130 2. Edith Sophie,

* 22.7.1890 (Ï 14.8.1913 Frankenthal mit Dr. phil. Kamill (Ca-

mille) Rehfeld, * 30.6.1884 Bischheim, Oberlehrer am Gymnasium in Mühlhausen/Elsaß, ab 1919 in Ludwigshafen, 3. Richard Joseph, * 7.10.1893 (stud. med. in München und Heidelberg, gefallen am 9.4.1917 bei Arras), 4. Maria Luise, * 11.11.1894. Nach dem Kriegstod des Sohnes Richard errichteten Heinrich und Flora Lurch eine Stiftung zwecks Anschaffung von Büchern für die Bibliothek und Anschauungs-material für den kunstgeschichtlichen Unterricht des Progymnasiums Frankenthal. Die Stiftung wurde 1934 „liquidiert“. Heinrich Lurch starb im Dezember 1940 in Gurs.133 Grabstein Nr. 178. Flora Lurch war in Gurs in Ilôt L, Baracke 3. Am 20.3.1941 kam sie nach Pau. Sie war dort in einem Altersheim, wurde im August 1944 befreit und starb am 27.12.1946 in Grésy-sur-Aix, Hotel du Sierroz.

 

24. Lurch, Maria Luise, Kindergärtnerin, ledig, * 11.11.1894 Frankenthal, E.: Heinrich und Flora Lurch, geb. Dosenheimer. Sie betrieb in ihrem Elternhaus (Wilhelmstr. 3) einen privaten Kindergarten. Sie war bis 21.3.1941 in Gurs, zunächst in Ilôt L, Baracke 3, wurde dann nach Aigabelles entlassen, kam am 11.9.1942 erneut nach Gurs (Ilôt J, Baracke 7) und wurde am 29.6.1943 abermals entlassen. Sie soll 1965 noch in Aix-les-Bains gelebt haben.136

 

25. Mayer, Anna, ledig, * 28.8.1889 Frankenthal, E.: Moses Mayer, Kaufmann in

Frankenthal, und Martha Kaufmann (s. u.!). Sie wohnte in Frankenthal, Wormser Straße 11. In Gurs war sie in Ilôt L, Baracke 3. Sie beantragte am 18.1.1941 zusammen mit ihrer 78 Jahre alten Mutter die Entlassung und gab an, von ihrem in Tunis lebenden Schwager unterstützt zu werden. Sie konnte das Lager am 22.1.1941 verlassen und lebte in Bizanos, Meillon und Eaux Bonnes (Dép. Basses-Pyrénées). Offiziell wurde sie erst am 21.6.1943 nach Naillat (Dép. Creuse) entlassen, kurz vor der geplanten Verschleppung nach Auschwitz. Sie kam in ein Kloster, lebte dort als Ordensschwester, war später Haushälterin in der Nähe von La Rochelle. Am 1.11.1945 schrieb sie aus Paris an die Lagerleitung in Gurs und bat um eine Aufenthaltbestätigung. Nach Kriegsende traf sie ihre Verwandten in Paris wieder. Später lebte sie zeitweise in Homburg/Saar. Sie starb am 3.3.1977 in Saclas, Frankreich.

 

26. Mayer, Martha, geb. Kaufmann, Wwe., * 22.4.1863 Frankenthal, E.: Moses Kaufmann, Weinhändler, und Betty Dinkelspiel (Dünkelspiel); Ï 3.8.1886 Frankenthal mit Moses Mayer, Kaufmann (Bekleidungs- und Weißwarengeschäft), *4.12.1857 Gürzenich, g. 15.4.1937 Frankenthal. Kinder, geb. in Frankenthal: 1. Julie, * 21.6.1887 (Ï Hölz, lebt 1941 in Frankenthal), 2. Anna (s.o.), 3. Ellen (Helene), * 9.8.1898 (Ï Perez, lebte 1941 in Tunis). Martha Mayer wohnte in Frankenthal, Wormser Str. 11. In Gurs war sie in Ilôt L, Baracke 3.139 Sie kam 1941 als Begleitperson ihres Enkels Henry Perez aus Gurs heraus, gelangte über Marseille zu ihrer Tochter Helene Perez und Familie nach Tunesien und kam 1945 nach Paris. Sie zog 1948 zu ihrer Tochter Julie Hölz nach Heidelberg, wo sie am 19.2.1953 verstorben ist.

 

27. Meisel, Anna Hermine, ledig, * 7.11.1903 Frankenthal, E.: Jakob Meisel,

Schlosser, dann Viktualienhändler, und Lina Kahn. Sie wohnte in Frankenthal, Speyerer Str. 48. Sie kam 1941 von Gurs nach Rivesaltes. Am 14.8.1942 kam sie mit Transport Nr. 19 von Drancy nach Auschwitz.141 Sie ist verschollen.

 

28. Michel, Maximilian, ledig, * 11.3.1868 Hertlingshausen, E.: Karl Michel und

Salomea Bär. Er war zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Schicksal

unbekannt.

 

Nathan Nathan im Hof der Maxschule in Ludwigshafen

 

29. Nathan, Nathan, Dr. phil., Studienprofessor a. D. an der Realschule in Frankenthal, * 18.4.1863 Altenstadt/Hessen. Er wohnte Frankenthal, Gabelsbergerstraße 5. Mitbegründer des Pfälzerwald-Vereins, Ortsgruppe Frankenthal. Er gründete eine Stiftung zugunsten von „würdigen und bedürftigen Schülern“ der Realschule Frankenthal. Am 1.11.1940 verkaufte der Bürgermeister der Stadt Frankenthal als Treuhänder „für das Vermögen von Dr. Nathan, Studienprofessor i. R. früher in Frankenthal, jetzt unbekannten Aufenthaltes“, dessen Wohnhaus für 22.000 RM an einen Metzgermeister und zog von diesem Betrag 15.000 RM als „Reichsfluchtsteuer“ zu Gunsten der Reichskasse ein. Dr. Nathan starb am 4.11.1940 in Gurs. Grabstein Nr. 54.

 

30. Perez, Henry, * 29.6.1932 Kairouan bei Tunis, wohnte seit 1936 bei seiner

Großmutter (Wormser Str. 11), E.: Josef Perez, Offizier, und Helene (Lene) Mayer. Er wuchs bei seinen Eltern in Kairouan auf, kam 1936 anlässlich der Goldenen Hochzeit seiner Großeltern nach Frankenthal und blieb dort. Auf Intervention seines Vaters, der die französische Staatsbürgerschaft besaß, konnte Henry Perez mit seiner Großmutter Martha Mayer mit Hilfe des „Service Social d’Aide aux Emigrants“ in Lyon Gurs verlassen. Über Marseille kam er zu seinen Eltern und Geschwistern nach Tunesien. Mit Beginn des Afrika-Feldzuges wurde die Familie Perez 1942 evakuiert, kam ins Landesinnere und lebte in einem Feldlager in der Sahara. Nach Kriegsende kam die Familie nach Paris und traf dort die weiteren Verwandten. Seit 1945 lebte Henry Perez in Le Vaudoué, Frankreich.

 

31. Reigrozsky (Rajgrodski, Rajgrodzki), Fanny, * 18.2.1912 Ulanow/Polen, E.:

David Reigrozsky, Sackhändler in Ludwigshafen, und Chaja, gen. Helene Faß. Die

Familie lebte seit etwa 1921 in Ludwigshafen. Fanny Rajgrodski kam 1936 in die Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal und wurde von dort deportiert. Schicksal unbekannt.

 

32. + 33. Rosenberg, Emil, Dr. jur., Landgerichtsrat, * 7.11.1889 Osann bei Trier,

E.: Sally Rosenberg, Kantor, und Emma Wälder; Ï 20.7.1921 Frankenthal mit Anna

Karolina Brunner, * 3.3.1899 Adelsheim, E.: Hermann Brunner und Klara Heilbronner. Dr. Emil Rosenberg zog 1919 von Landau nach Frankenthal, war zunächst Staatsanwalt, dann Richter beim Amtsgericht Frankenthal, schließlich Richter am Landgericht (bis 1933). Das Ehepaar Rosenberg lebte in Frankenthal, Vierlingstr. 13. Anna K. Rosenberg war Vorsitzende des Vereins für Frauen-interessen. Emil Rosenberg arbeitete für die jüdische Wohlfahrtsstelle und war bis zur Deportation nach Gurs juristischer Berater der Bezirksstelle Pfalz der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ in Ludwigshafen. Am 10.8.1942 kamen beide von Drancy mit Transport Nr. 17 nach Auschwitz. Nach Dr. Emil Rosenberg wurde 2001 in Frankenthal eine Straße benannt.

 

34. + 35. Salmon, Alfred, Kaufmann (Bekleidungsgeschäft), * 14.6.1890

Lambsheim; Ï 11.11.1920 Frankenthal mit Selma Lang, * 16.2.1893 Frankenthal,

E.: Simon und Bertha Lang. Sohn: Edwin Adolf, Friseur, * 26.1.1925 Mannheim.

Die Familie wohnte in Frankenthal, Sedanstr. 1. Alfred Salmon war vom 12.11. bis

16.12.1938 in Dachau. Er war von 3.6. bis 3.9.1941 im Gefängnis in Pau. Er starb am 18.9.1941 in Gurs.151 Grabstein Nr. 831. Selma Salmon und ihr Sohn Edwin Adolf kamen am 12.8.1942 mit Transport Nr. 18 von Drancy nach Auschwitz. Dort starb Edwin Adolf Salmon am 23.1.1943.

 

36. Schönberger, Max, ledig, * 7.4.1887 Rülzheim, E.: Heinrich Schönberger und

Johanna Würzburger. Er war zuletzt in der Heil- und Pfl egeanstalt Frankenthal. Er soll am 25.3.1942 in Gurs verstorben sein. Sein Grab befindet sich offensichtlich nicht auf dem Friedhof in Gurs; vielleicht ist er in Noé oder Récébédou verstorben.

 

37. Straaß, Ida, geb. Trautmann, * 6.12.1865 Bergzabern, E.: Lazarus Trautmann, Handelsmann, und Judith Krauß; Ï 30.6.1892 Bergzabern154 mit Benjamin Straaß, Handelsmann, *20.2.1867 Lohnsfeld, E.: Abraham Straaß, Handelsmann, und Johannetta Gros; Ehe geschieden durch Urteil des Landgerichts

Landau vom 20.11.1895. Ida Straaß lebte zuletzt in der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal. Sie ist am 10.2.1941 in Gurs verstorben. Grabstein Nr. 650.

 

Quelle:

 

INSTITUT FÜR PFÄLZISCHE GESCHICHTE UND VOLKS KUNDE

 

Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden – Eine Dokumentation

 

bearbeitet von

Roland Paul

im Auftrag des

Bezirksverbands Pfalz

Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern

© 2010