Das Vermögen der Deportierten

Für das Haus von Nathan Nathan in der Gabelsberger Straße 5 gab es bereits wenige Tage nach der Deportation einen Käufer.

In einigen Städten und Dörfern der Pfalz, Badens und des Saarlandes wurden die Juden gezwungen, ihren Besitz der sogenannten "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" zu übertragen, einer "Nazi-Tarnorganisation", deren Gründung am 4. Juli 1939 von der nationalsozialistischen Regierung verordnet worden war.

 

So mussten die Kaiserslauterer Juden vor dem Abtransport vor dem Notar Hauck einen Schriftsatz unterschreiben, wonach sie sich mit der Übertragung ihres Vermögens an die "Reichsvereinigung" einverstanden erklärten. 

 

Am 9. November 1940 wurde durch eine Verfügung des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern, Heinrich Himmler, das Vermögen der aus dem Gau Saarpfalz deportierten Juden beschlagnahmt. Zehn Tage später, am 19. November 1940, bestellte der Regierungspräsident beim Reichskommissar für die Saarpfalz, Karl Barth, von Saarbrücken aus, Gauwirtschaftsberater Bösing als Treuhänder für die Verwaltung "des gesamten in der Pfalz zurückgelassenen Vermögens der aus der Pfalz evakuierten Juden".

 

Als "Untertreuhänder" waren für die Städte die Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie für die kreisangehörigen Gemeinden die Landräte zuständig.

 

Am 25. November 1940 gab NSDAP-Gauwirtschaftsberater Bösing bekannt,

dass die Untertreuhänder sofort damit beginnen können, die Wohnungen der am 22.

Oktober deportierten Personen auszuräumen und die Gegenstände zu inventarisieren.

 

Die frei gewordenen Wohnungen wurden durch die Landräte, Oberbürgermeister

und Bürgermeister im Einvernehmen mit den jeweils in Frage kommenden NSDAP-Kreisleitungen vermietet und konnten von den ausgewählten Mietern bezogen werden.

 

Für die Staatspolizei sollten in Neustadt sämtliche freiwerdende Wohnungen, in Ludwigshafen und Saarbrücken einige Wohnungen zur Verfügung gestellt werden.

 

Das "beschlagnahmte bewegliche Vermögen der am 22. Oktober 1940 evakuierten Juden" wurde überall öffentlich versteigert. 

 

In Frankenthal waren  bereits seit 1938 Bürgermeister Hans Scholl, gleichzeitig auch Kreiswirtschaftsberater, und der Beamte Unkrich für die Eigentumsangelegenheiten der Juden verantwortlich.

 

Anhand der Akte der Familie Abraham lassen sich die verschiedenen Entwicklungen und Maßnahmen differenziert darstellen.