"Bürckel-Wagner-Aktion"

Die Deportation der badischen, pfälzischen und saarländischen Juden nach Gurs wird in der Diskussion oft als "Bürckel-Aktion" bezeichnet, obwohl der badische Gauleiter Robert Wagner an ihrer Durchführung gleichermaßen beteiligt war.

 

Der aus der Südpfalz stammende Bürckel war in seiner Eigenschaft als "Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich" für die "Entjudung" Wiens zuständig und hatte im August 1938 in Wien eine "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" geschaffen, um die Emigration der Juden in seinem Einflussbereich zu forcieren.

 

Inwieweit Bürckel selbst an der im Februar 1940 erfolgten ersten größeren Deportation von etwa 6.000 Juden aus Wien, Prag, Mährisch-Ostrau und Stettin ins Generalgouvernement beteiligt war, ist nicht eindeutig nachzuweisen, jedenfalls muss sie ihm "zumindest bekannt gewesen sein".

 

Bürckel und Wagner wussten auch von dem Plan des Legationssekretärs Franz Rademacher, ab Mai 1940 Leiter des Referats für Rassen- und Judenpolitik beim Auswärtigen Amt. Dieser legte am 2. Juli 1940 einen "Plan zur Lösung der Judenfrage" vor, indem er vorschlug, Frankreich solle im Friedensvertrag die Insel Madagaskar für die Ansiedlung der europäischen Juden zur Verfügung stellen.

 

Die Insel sollte nach seinen Vorstellungen unter deutsche Verwaltung gestellt werden. Der Kriegsverlauf verhinderte die weitere Verfolgung dieses Planes, bis er schließlich im Februar 1942 von Rademacher selbst zu den Akten gelegt wurde.

 

Das unbesetzte Gebiet Frankreichs wurde von einer französischen Regierung unter Ministerpräsident Marschall Henri Philippe Pétain in Vichy verwaltet.

 

Nach dem Überfall auf Frankreich machte Hitler am 2. August 1940 Josef Bürckel zum "Chef der Zivilverwaltung in Lothringen" und Robert Wagner zum "Chef der Zivilverwaltung im Elsaß". Sie sollten die annektierten Gebiete "einzudeutschen".

 

Bis Mitte September 1940 wurden bereits über 23.000 der NS-Regierung missliebige Franzosen, vor allem Juden, in das unbesetzte Frankreich ausgewiesen.

 

Nachdem Hitler bei einer Besprechung in der Reichskanzlei am 25. September 1940 Bürckel und Wagner seine Absicht vortrug, die Saarpfalz mit Lothringen zum "Gau Westmark" und Baden mit dem Elsaß zum "Gau Oberrhein" zusammenzuschließen, habe Hitler betont, "dass er von den Gauleitern nach 10 Jahren nur eine Meldung verlange, nämlich, dass ihr Gebiet deutsch und zwar rein deutsch sei. Nicht aber werde er sie danach fragen, welche Methoden sie angewandt hätten, um das Gebiet deutsch zu machen ...".

 

Über die Vorbereitung der Deportation vom 22. Oktober 1940 nach Gurs liegen kaum Quellen vor, obwohl die Aktion "von Regierungsstellen und von der Gestapo von langer Hand vorbereitet" worden war.

 

Vom 15. Oktober 1940 datiert ein Erlass des badischen Innenministeriums an die

Landratsämter, der den Einsatz des Polizeiapparates und anderer lokaler

Vollzugsorgane zum Abtransport der Juden regelt.